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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Wir eilten nach unserm Hotel. Alles fand sich, wie der Armenier es verkündigt hatte. Drei Nobili der Republik standen bereit den Prinzen zu bewillkommen, und ihn mit Pracht nach der Assemblee zu begleiten, wo der hohe Adel der Stadt ihn erwartete. Er hatte kaum soviel Zeit, mir durch einen flüchtigen Wink zu verstehen zu geben, daß ich für ihn wach bleiben möchte.

Nachts gegen Eilf kam er wieder. Ernst und gedankenvoll trat er in’s Zimmer und ergriff meine Hand, nachdem er die Bedienten entlassen hatte. „Graf, sagte er mit den Worten Hamlets zu mir, es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als wir in unsern Philosophieen träumen.“

Gnädigster Herr, antwortete ich, sie scheinen zu vergessen, daß sie um eine große Hofnung reicher zu Bette gehen. „Der Verstorbene war der Erbprinz.“ „Erinnern sie mich nicht daran, sagte der Prinz. Und wenn eine Krone für mich wäre gewonnen worden, ich hätte jezt mehr zu thun, als dieser Kleinigkeit nachzudenken - - Wenn dieser Armenier nicht bloß errathen hat“ - -

„Wie ist das möglich Prinz?“ fiel ich ein -

„So will ich ihnen alle meine fürstlichen Hofnungen für eine Mönchskutte abtreten.“

Ich führe dieses mit Fleiß hier an, weil ich glaube, daß es zu einem Beweise dienen kann, wie entfernt er noch damals von jeder herrschsüchtigen Absicht gewesen ist.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_073.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)