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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

wohnen. Alle Leidenschaften schienen darinn gewühlt und es wieder verlassen zu haben. Nichts war übrig, als der stille durchdringende Blik eines vollendeten Menschenkenners, der jedes Auge verscheuchte, worauf er traf. Dieser seltsame Mensch folgte uns von weitem, schien aber an allem was vorgieng, nur einen nachläßigen Antheil zu nehmen.

Wir kamen vor eine Bude zu stehen, wo Lotterie gezogen wurde. Die Damen sezten ein, wir andern folgten ihrem Beispiel, auch der Prinz foderte ein Loos. Es gewann eine Tabatiere. Als er sie aufmachte, sah ich ihn blaß zurükfahren. – Der Schlüßel lag darin.

„Was ist das? sagte er zu mir, als wir einen Augenblik allein waren. „Eine höhere Gewalt jagt mich. Allwissenheit schwebt um mich. Ein unsichtbares Wesen, dem ich nicht entfliehen kann, bewacht alle meine Schritte. Ich muß den Armenier aufsuchen und muß Licht von ihm haben.“

Die Sonne neigte sich zum Untergang, als wir vor dem Lusthause ankamen, wo das Abendessen servirt war. Der Name des Prinzen hatte unsre Gesellschaft bis zu sechszehn Personen vergrößert. Außer den obenerwähnten waren noch ein Virtuose aus Rom, einige Schweizer und ein Avanturier aus Palermo der Uniform trug, und sich für einen Kapitain ausgab, zu uns gestoßen. Es ward beschlossen, den ganzen Abend hier zuzubringen, und mit Fakkeln nach Hause zu fahren. Die Unterhaltung bei Tische war sehr lebhaft, und der Prinz konnte nicht umhin, die Begebenheit mit

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_081.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)