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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

„Und die Ruhe einer trauernden Familie keine würdige Aufforderung sein? Gewiß! wenn je eine irrdische Angelegenheit dazu berechtigen kann, die Ruhe der Seligen zu stören – von einer Gewalt Gebrauch zu machen –“

„Um Gottes willen, Freund! (unterbrach er mich) Nichts mehr davon. Ehmals wohl, ich gesteh’ es, hegte ich einen solchen Gedanken – mir däucht, ich sagte Ihnen davon – aber ich hab’ ihn längst als ruchlos und abscheulich verworfen.“

„Sie sehen nun schon, fuhr der Sicilianer fort, wohin uns dieses führte. Ich bemühte mich, die Bedenklichkeiten des Ritters zu zerstreuen, welches mir endlich auch gelang. Es ward beschlossen, den Geist des Verstorbenen zu zitieren, wobei ich mir nur vierzehn Tage Frist ausbedingte, um mich, wie ich vorgab, würdig darauf vorzubereiten. Nachdem dieser Zeitraum verstrichen und meine Maschinen gehörig gerichtet waren, benutzte ich einen schauerlichen Abend, wo die Familie auf die gewöhnliche Art um mich versammelt war, ihr die Einwilligung dazu abzulocken, oder sie vielmehr unvermerkt dahin zu leiten, daß sie selbst diese Bitte an mich that. Den schwersten Stand hatte man bei der jungen Gräfinn, deren Gegenwart doch so wesentlich war; aber hier kam uns der schwärmerische Flug ihrer Leidenschaft zu Hülfe, und vielleicht mehr noch ein schwacher Schimmer von Hoffnung,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_103.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)