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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

ihre Profanation nichts verloren – aber wie viel hat er im Gegentheil gewonnen, wenn dieser vermeintliche Triumph über Betrug und Taschenspielerei mich sicher und zuversichtlich macht, wenn es ihm dadurch gelang, meine Wachsamkeit nach einer entgegengesetzten Richtung zu lenken, meinen noch unbestimmt umher schweifenden Argwohn auf Gegenständen zu fixiren, die von dem eigentlichen Ort des Angriffs am weitesten entlegen sind? – Er konnte erwarten, daß ich, früher oder später, aus eignem Mißtrauen oder fremdem Antrieb, den Schlüssel zu seinen Wundern in der Taschenspielerkunst aufsuchen würde. – Was konnte er beßres thun, als daß er sie selbst neben einander stellte, daß er mir gleichsam den Maßstab dazu in die Hand gab, und, indem er der letztern eine künstliche Grenze setzte, meine Begriffe von den erstern desto mehr erhöhete oder verwirrte? Wie viele Muthmaßungen hat er durch diesen Kunstgriff auf einmal abgeschnitten! Wie viele Erklärungsarten im voraus widerlegt, auf die ich in der Folge vielleicht hätte fallen mögen!“

So hat er wenigstens sehr gegen sich selbst gehandelt, daß er die Augen derer, die er täuschen wollte, schärfte, und ihren Glauben an Wunderkraft durch Entzifferung eines so künstlichen Betrugs überhaupt sinken machte. Sie selbst, gnädigster Herr, sind die beste Widerlegung seines Plans, wenn er ja einen gehabt hat.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_126.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)