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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält
Iphigenie in Aulis – Teil 2

daß ihm durch Kalchas ein Weg gezeigt wurde, seine Feldherrnwürde zu erhalten, und seine ehrgeizigen Absichten durchzusetzen; freuen konnte er sich aber doch nicht, daß dieses durch die Hinrichtung seiner Tochter geschehen mußte.

3) Diese ganze Antistrophe, die zwei ersten Absätze besonders, sind mit einer gewissen Dunkelheit behaftet, die Moral, die sie enthalten, ist zu allgemein, man vermißt den Zusammenhang mit dem übrigen. Prêvot hält den Text für verdorben. Diese allgemeinen Reflexionen des Chors über seine Sitten und Anständigkeit, dünkt mir, könnten eben so gut durch das unartige Betragen beider Brüder gegen eine der vorhergehenden Scenen, davon der Chor Zeuge gewesen ist, veranlaßt worden seyn, als durch den Frauenraub des Paris. Die Schwürigkeit, den eigentlichen Sinn des Textes herzustellen, wird die Freiheit entschuldigen, die ich mir bei der Uebersetzung genommen habe.

4) Du wirst immer mit mir gehen!) Wörtlich müßte übersetzt werden: Meine Tochter, du kommst eben dahin, wo dein Vater! oder: Es kommt mit dir eben dahin, wo mit deinem Vater. Wenn dieser Doppelsinn nicht auf den Gemeinplatz hinauslaufen soll, daß eines sterben müsse, wie das andre, welches Euripides doch schwerlich gemeint

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft7_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)