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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

der erste heitre Abend zog mich unwillkührlich dahin. Urtheilen Sie von meinem Erstaunen, als mir nach kurzem Suchen das weiße Gewand meiner Unbekannten entgegenschimmerte. Sie war es selbst. Sie war wirklich. Ich hatte nicht bloß geträumt.“

„Die vorige Matrone war bei ihr, die einen kleinen Knaben an der Hand führte; sie selbst aber ging in sich gekehrt und seitwärts. Alle Plätze wurden besucht, die ihr noch vom vorigenmale her durch ihren Begleiter merkwürdig waren. Besonders lange verweilte sie an dem Bassin, und ihr starr hingeheftetes Auge schien das geliebte Bild vergebens zu suchen.“

„Hatte mich diese hohe Schönheit das erstemal hingerissen, so wirkte sie heute mit einer sanftern Gewalt auf mich, die nicht weniger stark war. Ich hatte jezt vollkommene Freiheit, das himmlische Bild zu betrachten; das Erstaunen des ersten Anblicks machte unvermerkt einer süssen Empfindung Platz. Die Glorie um sie verschwindet, und ich sehe in ihr nichts mehr, als das schönste aller Weiber, das meine Sinne in Glut sezt. In diesem Augenblick ist es beschlossen. Sie muß mein seyn.“

„Indem ich bei mir selbst überlege, ob ich hinunter gehe und mich ihr nähere, aber, eh’ ich dieses

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)