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mit frischer Hand an. Sie ließen die Teppiche niederreißen, mit denen der Tempel behangen war; dann gingen sie mit Aexten und Beilen auf den Götzen selbst los. Er wurde unten an den Beinen niedergehauen, so daß er rücklings an die Wand stürzte. Da entsetzten sich die Rügianer, und glaubten, nun werde der Zorn des Gottes auf einmal losbrechen. Aber das geschah zu ihrer Verwunderung nicht. Dagegen trug es sich zu, daß in dem Augenblicke, als das Götzenbild niederfiel, der leibhaftige Teufel in der Gestalt eines scheußlichen Thieres aus dem Bilde herausfuhr und durch die Fenster des Tempels entschwand. Nachdem darauf der Götze ganz umgehauen war, wurde er an Stricken aus der Stadt ins Dänische Lager geschleppt. Dort wurde er in kleine Stücke gehauen, bei welchen die Soldaten ihr Essen kochten. Der Tempel wurde verbrannt.

Als die Rügianer ein solches Ende ihres Götzen gesehen hatten, ließen sie von dem Glauben an ihn ab, und bekehrten sich zum Christenthume. –

Nachher ist die ganze Stadt Arkona zu einer Zeit in das Meer versunken; auf dessen Grunde soll sie noch ruhen, denn wenn es nebeliges Wetter ist, so steigt sie zuweilen unter dem Wasser empor, und man kann sie dann sehen mit ihren Häusern, Wällen und Thürmen. Die Leute in der Gegend sagen dann, daß die alte Stadt wafele.

Micrälius, Altes Pommerland, I. S. 163. II. S. 301.
Th. Kantzow, Pomerania, I. S. 161-166. 170-173.
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Empfohlene Zitierweise:
Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_063.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)