Seite:De Volkssagen Pommern 239.jpg

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die zu einer Zeit viel Unwesens trieben und große Schätze erbeuteten. Man sieht noch jetzt zwei große hohe Gebäude, welche die Ostenschen Schlösser gewesen sind. Sie sind von einander durch die Rega getrennt, die zwischen ihnen durchfließt; aber ein unterirdischer Gang, der unter dem Flusse hergeht, verbindet sie wieder mit einander. In diesem Gange sollen auch die vielen Schätze der Familie verwahrt liegen. Es kann aber kein Mensch daran kommen; denn sie werden von vier großen schwarzen Hunden bewacht, die Niemanden hinzulassen. Es wagt sich auch Keiner in den Gang hinein, denn man braucht nur wenige Schritte zu gehen, so hört man schon das Heulen der Hunde.

Mündlich.


205. Sagen von Gollnow.

Die Stadt Gollnow an der Ihna soll in alten Zeiten eine überaus große Stadt gewesen seyn, eine der größten Städte in Deutschland. Der Dammsche See soll bis an die Thore der Stadt gegangen seyn, und die Leute wollen noch vor wenigen Jahren auf dem Sandmeere nach der Wiekseite hin große Anker in der Erde gefunden haben. Auf der anderen Seite soll der Stadtwall da gewesen seyn, wo jetzt ein großes Moor ist, der Papenort genannt, welches beinahe eine halbe Stunde von der jetzigen Stadt entfernt ist. Der Thurm von Gollnow ist damals so hoch gewesen, daß er den Schiffern auf der Ostsee als Leuchtthurm gedient hat. Die Stadt soll durch viele Feuersbrünste bis auf den Theil zerstört seyn, der jetzt von ihr übrig ist.

Von dem Ihnafluß, an welchem die Stadt liegt, erzählt man auch vielerlei Wunderbares. So sagt man, daß die Ihna alle Jahre ihr Opfer haben müsse. Wenn das nun bald seyn wird, dann hört man auf ihr in den Nächten

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_239.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)