Seite:De Volkssagen Pommern 308.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sich an die Kirchenglocken in seinem Dorfe; die läutet er des Nachts, und nun muß Alles sterben, so weit der Schall der Glocken reicht, Jung und Alt, Groß und Klein. Gegen dieses Elend giebt es alsdann nur Ein Mittel: man muß den Todten wieder aufgraben, und ihm mit einem Kirchhofsspaten den Kopf abstechen. Dann hört die Gefräßigkeit auf.

Pommersche Prov. Blätter von Haken, III. S. 421 folg.


259. Die Währwölfe in Greifswald.

Vor zweihundert Jahren waren zu einer Zeit in der Stadt Greifswald eine erschrecklich große Menge Währwölfe. Sie hatten besonders ihren Sitz in der Rokover Straße. Von da aus überfielen sie alle Leute, die sich des Abends nach 8 Uhr außer dem Hause sehen ließen. Zu der damaligen Zeit waren aber viele beherzte Studenten in Greifswald. Die thaten sich zusammen, und zogen in einer Nacht gegen die Unholde aus. Anfangs konnten sie ihnen nichts anhaben, bis die Studenten zuletzt alle ihre silbernen Knöpfe zusammennahmen, die sie geerbt hatten, und damit die Unthiere erlegten.

Mündlich.


260. Der Währwolf bei Zarnow.

In der Gegend von Zarnow trieb sich noch vor wenigen Jahren ein grimmiger Wolf umher, der Menschen und Vieh vielen Schaden that. Einmal hatte er sogar ein Kind zerrissen. Da machten sich alle Bauern der Gegend auf und verfolgten ihn, schlossen ihn auch in einem Busche ein. Als sie ihn hier aber erlegen wollten, stand auf einmal ein großer fremder Mann mit einer Keule vor ihnen. Da erkannten sie, daß sie einen Währwolf vor sich hatten. Dies war im Jahre 1831.

Mündlich.
Empfohlene Zitierweise:
Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_308.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)