Seite:De Volkssagen Pommern A03.jpg

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Einleitung.

Die Sage lebt in und mit dem Volke; sie gehört zu dem romantischen Theile seines Lebens, den es mit einem eigenthümlichen poetischen Kleide umgeben hat. Sie gehört in solcher Weise seinem vergangenen, wie seinem gegenwärtigen Leben an; sie zieht sich selbst bedeutungsvoll in seine Zukunft hinüber. Seiner Vergangenheit gehört die rein geschichtliche Sage an; der Gegenwart die Sage, welche entweder ganz, oder auch zum Theil als geschichtliche, an noch vorhandene Gegenden, Orte oder Denkmäler sich anknüpft. Für die Zukunft wird sie bedeutungsvoll, indem sie durch Prophezeihungen, Ahnungen, oft nur durch dunkle Andeutungen, über das künftige Schicksal des gesammten Volkes, einzelner Gegenden, Städte, Dörfer, oft nur einzelner Familien bestimmt.

Immer hat sie eine nahe Beziehung auf das Volk, dem sie angehört, aus dem sie entstanden, das sie in sich aufgenommen und sie ausgebildet hat. „Sie ist sein liebes Kind geworden, und eben dadurch sein Schutzgeist,“ wie die Brüder Grimm in ihrer Vorrede zu den Deutschen Sagen dies so schön ausführen. Durch diese Beziehung unterscheidet sie sich wesentlich vom Märchen. Das Märchen ist überall, in der ganzen Welt zu Hause, es hat

Empfohlene Zitierweise:
Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin 1840, Seite III. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_A03.jpg&oldid=- (Version vom 16.5.2018)