verschnappt hast, so mach keine Finten. Sag: siehst du ihn manchmal? Ich frage dich wie ein Freund!“
Aljoscha wurde nachdenklich.
„Sie werden es doch nicht der Mama sagen?“ fragte er.
„Was dir nicht einfällt!“
„Ihr Ehrenwort?“
„Mein Ehrenwort.“
„Schwören Sie!“
„Du bist unerträglich! Für wen hältst du mich denn?“
„Um Gottes willen, sagen Sie es nur nicht der Mama… Erzählen Sie es überhaupt keinem Menschen, denn es ist ein Geheimnis. Wenn es, Gott behüte, die Mama erfährt, so werden wir alle – ich und Ssonja und Pelageja was erleben… Hören Sie also. Den Papa sehen wir, ich und Ssonja, jeden Dienstag und Freitag. Wenn wir am Vormittag mit der Pelageja spazieren gehen, führt sie uns in die Apfelsche Konditorei, und der Papa erwartet uns schon da… Er sitzt immer in dem kleinen Extrazimmer, Sie wissen, mit dem Marmortisch und der Aschenschale in Form einer Gans ohne Rücken…“
„Was macht ihr denn da?“
„Gar nichts! Zuerst begrüßen wir uns, dann setzen wir uns alle an den Tisch, und Papa läßt uns Kaffee und Pastetchen bringen. Wissen Sie, die Ssonja ißt Pastetchen mit Fleisch, und ich kann die mit Fleisch nicht ausstehen! Ich liebe die mit Kohl und Eiern. Wir essen uns so voll, daß wir uns später beim Mittagessen bemühen, damit es die Mama nicht merkt, möglichst viel zu essen.“
„Worüber sprecht ihr denn da?“
„Mit dem Papa? Ueber alles. Er küßt und umarmt uns und erzählt uns verschiedene komische Witze. Wissen Sie, er
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. München: Musarion, 1920, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/024&oldid=- (Version vom 31.7.2018)