schmierigen Lumpen. Das Bett stellte einen formlosen, häßlichen Klumpen dar, beinahe so einen, wie ihn Ssawelij immer auf dem Kopfe hatte, wenn ihn mal die Lust anwandelte, sich die Haare zu ölen. Vom Bette erstreckte sich bis zur Tür, die auf den kalten Flur hinausführte, der dunkle Ofen mit den Töpfen darauf und den Lumpen, die daran hingen. Alles, den soeben fortgegangenen Küster nicht ausgeschlossen, war geradezu unglaublich schmutzig, fettfleckig, verräuchert, so daß der weiße Hals, die feine, zarte Haut der Frau in dieser Umgebung einen ganz seltsamen Eindruck machten. Die Küsterin lief an das Bett und streckte die Hände aus, als wollte sie alles umwerfen und zu Staub zertreten und zerreißen, aber dann, es war, als fürchtete sie sich, den Dreck anzufassen, fuhr sie zurück und begann wieder auf- und abzugehen.
Als Ssawelij nach zwei Stunden beschneit und ermattet heimkam, lag sie schon entkleidet im Bett. Ihre Augen waren geschlossen, aber an dem leisen Zittern, das über ihr Gesicht huschte, merkte er, daß sie noch nicht schlief. Auf dem Heimwege hatte er sich das Wort gegeben, bis morgen zu schweigen und sie nicht anzurühren, aber er hielt es nicht aus, er mußte ihr eins versetzen.
„Umsonst hast du gezaubert: er ist fort!“ sagte er mit schadenfrohem Lächeln.
Die Küsterin schwieg, nur ihr Kinn zitterte. Ssawelij zog sich langsam aus, stieg über seine Frau hinweg und legte sich an die Wand.
„Und morgen sag’ ich es Hochwürden, dem Vater Nikodemus, was du für eine Frau bist!“ sagte er und kroch in sich zusammen.
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/095&oldid=- (Version vom 31.7.2018)