schon vor dem Abendessen gehört hatte. In der Nähe eines der Fabriksgebäude schlug jemand gegen ein Eisenbrett; er schlug und hielt die Töne gleich wieder auf, so daß es kurz, scharf und unrein klang, wie „drr… drr… drrr…“ Nach einer Pause von einer halben Minute erklangen bei einem anderen Gebäude ebenso kurze und unangenehme, doch etwas tiefere Töne, wie: „drn… drn… drn…“ Elf Nachtwächter schlugen offenbar die Stunde.
In der Nähe des dritten Gebäudes erklang es plötzlich wie: „schak… schak… schak…“ Und so tönte es vor allen Gebäuden, neben den Baracken und hinter dem Tore. Es war, als stieße diese Töne in der nächtlichen Stille jenes Ungeheuer mit den blutroten Augen, der Teufel selbst aus, der hier die Besitzer, wie die Arbeiter in seiner Gewalt hatte und die einen, wie die andern betrog.
Koroljow ging aus dem Hofe ins freie Feld.
„Wer da?“ rief ihn am Tore eine rohe Stimme an.
– Es ist wie im Zuchthause… – sagte er sich und gab keine Antwort.
Draußen schmetterten die Frösche und die Nachtigallen lauter, und die Mainacht ließ sich stärker fühlen. Von der Station her klang das Dröhnen eines Zuges; irgendwo krähten verschlafene Hähne, die Nacht war aber trotzdem still, und die Welt lag im ruhigen Schlafe. Im Felde, unweit der Fabrik, stand ein Balkengerüst, daneben war Material für einen Neubau aufgeschichtet. Koroljow setzte sich auf die Bretter und dachte weiter:
– Wohl fühlt sich hier nur die Gouvernante, und die ganze Fabrik arbeitet nur für sie und zu ihrem Vergnügen. Es sieht aber nur so aus, und sie ist wie eine Strohpuppe. Die Hauptperson, für die hier alles geschieht, ist der Teufel. –
Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/206&oldid=- (Version vom 31.7.2018)