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Die Herzogin ist also eine geiernasige und geieräugige, aus Kunst und Natur zusammengesetzte, achtundfünfzigjährige kleine Dame. Wir wünschen Herrn von Schnapphahnski von ganzem Herzen Glück. „Der Teint der Herzogin ist gelb verwittert,“ setzt das Manuscript hinzu, „die Herzogin hat höchst scharfe Züge. Ihr ganzes Angesicht gleicht aber der Brandstätte der Leidenschaften.“

Brandstätte der Leidenschaften!

Seit wir diesen Vergleich haben, brauchen wir unsere Herzogin weiter nicht mehr zu schildern. Es ist unnöthig, wenn wir noch hinzusetzen, daß unsere Heldin sich stets sehr jugendlich kleidet, daß sie eine zweireihige Garnitur falscher Zähne besitzt und daß sie einen total haarlosen Kopf hat und deshalb auch schon seit undenklichen Zeiten eine vollständige Perrücke trägt …

Die kahlen Köpfe waren in der Familie der Herzogin von jeher en vogue. Die älteste Schwester unserer Heldin, eine ausgezeichnete Dame, die sich von vier Männern scheiden ließ und eigentlich in der ganzen Familie einzig und unerreicht dasteht, beschäftigte sich während der zweiten Hälfte ihres schönen Lebens fast ununterbrochen mit der Auffindung irgend eines Mittels, das die letzten Reste des herzoglichen Familienhaares konserviren könne.

Empfohlene Zitierweise:
Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_146.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)