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kein Zweifel mehr, daß er die Herzogin erobert. – Gott sei gedankt, so erobere ich die vier Hengste! – Graf und Baron zogen sich etwas zurück und unser Schnapphahnski fuhr fort, seine Liebesleiden so rührend zu entwickeln, wie noch nie ein Ritter vor ihm.

Mit jeder Sekunde wurde seine Beredsamkeit blumenreicher und ergreifender; seine Worte galoppirten wie geflügelte Rosse über die Hindernisse der kitzlichsten aller Unterredungen: Wie ein Dichter in dem windstillen Raume seines Studierzimmers sich so lebhaft in den fürchterlichsten Sturm auf offener See versetzen kann, daß er während der Schilderung desselben unwillkürlich nach dem Kopfe greift, um den Hut festzuhalten, so wußte Herr von Schnapphahnski in der Nähe einer fast sechzigjährigen Dame, der Art die Gegenwart eines blutjungen unschuldigen Kindes heraufzubeschwören, daß er wahre Wunder der Naivetät beging und die Herzogin unwillkührlich in den Strudel der süßesten Liebesraserei mit sich fortriß.

„Unglücklich bin ich –“ rief der Ritter, „unglücklich geworden seit zehn Minuten, weil ich noch daran verzweifeln muß, ob ich je wieder glücklich werde. Eine Rose fand ich – darf ich sie brechen? Eine Perle fand ich – darf ich sie an meine Brust drücken? –“

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Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_195.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)