Aber in dieser Lüge liegt die Treue — die Treue gegen ihre Angehörigen.
In der mondhellen Nacht zieht ihre Seele auf Flügeln der Schin-nailieder zu Eltern und Geliebten, um derentwillen sie sich hierher verkauft hat.
Verkauft haben sie sich ja wirklich, all diese Frauen. Aber das Geld, das müssen sie zu verachten scheinen, denn in Yoshiwara von Geld zu sprechen, gilt noch heute für plump.
Wenn auch die „goldene Zeit“ lange vorüber ist, da ein Mädchen zu einem Reichen, der ihr Gold in die Kammer gestreut, empört rief: „Wirf die schmutzigen, gelben Würmer zum Fenster hinaus!“
Doch noch existiert die Tradition der scheinbaren Geldverachtung, und kein Freudenmädchen wagt das Geld, das sie verdient hat, gleich zu berühren.
Aber die fortschreitende „Zivilisation“ tötet wohl auch die Poesie von Yoshiwara. Nur noch einen letzten Rest davon möchte die „Lotosblume im Schlamm“ sich bewahren.
Möchte dies Buch helfen, im Sinnenkult des Ostens dem zivilisierten Ausland den Spiegel vorzuhalten, in dem es erkennen kann, wieviel reiner
Hermione von Preuschen: Yoshiwara., Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Yoshiwara_Preuschen_Hermione_von.djvu/012&oldid=- (Version vom 17.8.2016)