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Tempel mit spitzschnäbligen Dächern (der einzige dieser Art in ganz Indien), an denen zahllose Bronzeglöckchen hingen, die bei jedem Windhauch leise tönten wie Äolsharfen! An zwei Seiten war der Tempel offen, und von großen Schiebetüren hingen, halb welk, endlose Girlanden gelber Gendalblütenketten. Der Tempel aber hatte vierundzwanzig Pforten, um die sich, schwarz vor Alter, holzgeschnitzte Umrahmungen und vierundzwanzig schwarze, geschnitzte Sopraporten zogen.

„Dieser Tempel“, sagte Boris, „ward von den Einwohnern von Nepal und Sikkim gegründet. Du weißt, jeder indische Stamm hat hier in Benares seinen eigenen Tempel, um darin den Göttern näher zu sein. Es gilt auch als Anwartschaft auf die himmlische Seligkeit (hier sind wir wieder im Brahmanenkult), in Benares zu sterben. Darum haben hier viele Granden des Landes ihre Sterbepaläste. Die Nepalesen aber wollen der irdischen Liebe und aller Sinnenfreuden auch im Tode nicht vergessen. Darum ließen sie hier von inspirierten Künstlern die vierundzwanzig Arten der Sinnenliebe in ihrer rohesten

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Hermione von Preuschen: Yoshiwara., Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Yoshiwara_Preuschen_Hermione_von.djvu/160&oldid=- (Version vom 17.8.2016)