„Wir müssen unser Leben eben zum Yoshiwara gestalten, zum Freudenhaus für alles Echte, Gesunde, Natürliche“, meinte Indra. „Wir dürfen uns nicht mehr unserer Sinne schämen. Was wären wir denn ohne sie? Keine große Kunst ohne starke Sinnlichkeit! — Warum sich nicht ausleben dürfen, frei und groß, statt verborgen, wie die Europäer, im Schmutz zu wühlen. Wahrlich, die europäische Kultur mit ihrem Schein und Sein, mit ihrer ganzen Verlogenheit wird mir immer fataler. Auf ‚Tugendschemeln‘ sitzen die ‚ehrbaren Frauen‘, die vielleicht die schlimmsten Courtisanen sind, und brechen den Stab über ein Mädchen — ein gefallenes Mädchen — das zu stolz war, eine ‚demivierge‘ zu werden.“ — Boris sah sie erstaunt an. „Du solltest deine Gedanken aufschreiben, Indra, ein Buch daraus formen. Das könnte vielleicht einen Baustein bilden zum Tempel der neuen Zeit und des neuen Weibes, dieser so oft zitierten und so völlig mißverstandenen Dinge.“
„Und du könntest mir dabei helfen, Boris.“ — „Nein, meine Zeit ist um, und mein Maß ist voll; ich bin der Sansara müde, mich verlangt’s
Hermione von Preuschen: Yoshiwara., Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Yoshiwara_Preuschen_Hermione_von.djvu/162&oldid=- (Version vom 17.8.2016)