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116. — Umbe[1] ein jegelich urteil man mag niut gevehten, wan vor dem riche. —

117. Verwirfet[2] der Swab dez Sahsen urteil und der Sahse dez Swabes urteil, die suln si für den kiunig ziehen; also tuo ein jegelich lantman dem andren. —

Nieman sol urteil sprechen, wan der darzuo erwelt wirt, unde im darnach erloubet wirt. Daz urlob git der kiunig unde swelk herre gerihte von im hat; man sol si welen mit wiser liute rate, und die man welet, die suln ouch wise liute sin; ir suln ze minsten sibene sin uber jegeliche sache; ist ir mehre, daz ist ouch guot.

118. Diu[3] Tiuschen kiesent den kiunig. Daz erwarp in der kiunig Karle, alse diz buoch seit.

Swenne er gewihet wirt mit der willen, die în erwelt hant, so hat er kiuniglichen gewalt unde namen. Als in der babest gewihet, so hat er volleclichen dez riches gewalt unde keiserlichen namen.

119. Den[4] kiunig kiuset man ze rihter uber eigen unde uber lehen und uber jegeliches menschen lip, unde uber allez, daz für in ze clage kumet.

Der keiser mag in allen landen niut gesien, unde mag allez ungerihte niut verrihten. Davon lihet er den fursten und den graven und andren herren weltlich gerihte.

An die vierde hant mag dehein gerihte mit rehte niemer komen, da man umbe bluotrunse oder umbe den totslag rihtet in tiuschen landen.

120. In[4] tiuschen landen hat jegelich lant sinen phallenzgraven: Sahsen hant einen unde Peigeren hant einen, Swaben hant einen, Vranken hant einen. Disiu vier lant waren hie vor kiunigriche.

Daz geschach do Julius ze Rome kiunig wart, unde er tiuschiu lant betwang. Da wolte Julius niut, daz uber elliu tiuschen riche iut me kiunigriches were wan sins, unde ouch iut me kiuniges wan er.

121. — Man[5] mag dehein furstenampt mit rehte zwein mannen niut gelihen. Geschiht aber ez ir dewedere mag mit rehte niut davon ein furste gesin, noch ein furste geheizzen; also mach man marcgraveschaft noch phallenzgraveschaft noch graveschaft. Swer diu teilent, so hant si ir namen verloren.

Der kiunig sol mit rechte dirre herschilte deheinen in siner gewalt han jar und tag; er sol si hin lihen. Dut er dez niut, daz clagen die fursten, unde anders, daz în werre, dem phallenzgraven von Rine; wan der ist ze rehte rihter über den kiunig, und davon hat diu phallenze vil eren.

122. Alse[6] man den kiunig kiuset, so sol er dem riche hulde sweren, unde sol in den eid nemen vier ding; das ist daz: daz er reht sterke unde unreht krenke, und daz riche elliu zit merende si, unde niut ermer mache. Diz schribet der kiunig in allen sinen brieven, die er sendet, daz er daz riche ze allen ziten richende si, und niut ermer mache.

Alse der kiunig uf den stuol ze Ache gesetzet wirt mit dem merren teile der fursten, die in erwelet hant, so sol er niemermere deheinen eit gesweren umbe niut, ane ein ding: ob in der babest schuldegot, daz er an dem gelouben zwivele. Und ob er eine frouwen zer ê nimet, daz hoeret hiezuo niut; swie dicke daz geschiht, daz er dez sweret, wan daz ist reht. Ob er geziug sol sin einer sache, dez sol er helfende sin, unde sol sagen bi dez riches hulden. Daz sol man gelouben. Unde umbe swele sache ander liute swerent, für die eide sol er geliubede tuon; daz sol man gelouben.

Lamen[7] unde miselsuhtigen man, und der in dem banne ist, und der in der ahte ist, den suln die fursten niut ze kiunige kiesen. Kiesent aber si den, die andern verwerfent in wol mit rehte an der stat, da ein hof hin gesprochen wirt, ob man in dirre dinge

eines uberkumet, alse reht ist.

  1. Vgl. Ssp. 59.
  2. Vgl. Sfp. 60.
  3. Vgl. Ssp. 143.
  4. a b Vgl. Ssp. 144.
  5. Vgl. Ssp. 145 und unten Nr. 105.
  6. Vgl. Ssp. 145.
  7. Vgl. Ssp. 146 a.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_109.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)