Seite:De merian Westphaliae 034.jpg

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einem Römischen Keyser gecrönet / vnd ist also Er / der Erste Keyser in Occident worden. Er hat eine Schwester gehabt / genannt Bertha, welche zur Ehe gehabt Milo Anglerius, ein Hertzog von Engern / so im Anfang deß Kriegs in Sachsen / ihm Carolo Magno, gedienet / vnnd in einem harten Treffen in Hispania, gegen die Saracenen / Anno 778. vmbkommen / darvon gebohren ein Sohn / mit Namen Rolandus: Welcher / als er 42. Jahr alt worden / gestorben / von Durst / vnnd nicht von Schwerdschlag / als Carolus Magnus auß Hispanien in Franckreich ziehen wolte / auff dem Pyreneischen Gebirg / so Spanien vnd Franckreich von einander scheydet / Anno Christi 796. Es hatte aber Rolandus denselben Tag / als ein kühner vnd streitbarer Held / Mansurium, einen fürnehmen Saracenen / getödtet / vnd grosse Thaten gethan. Diesen Roland hat Carolus Magnus, wegen seiner Tugend vnd Mannheit / gar sehr geliebet / vnnd nach seinem Tod in den Sächsischen Stätten vnnd Orten / zum Gedächtnüß / ihme Bilder auffgerichtet / grosse Freyheit darbey gegeben / die noch jetzo Rolandi Bilder genant werden.

Anno 814. ist Keyser Carolus Magnus am 28. Januarij im zwey vnnd siebentzigsten Jahr seines Alters / zu Aachen gestorben / vnd begraben. Ihm ist im Regiment vnd Keyserthumb gefolget / sein Sohn Ludovicus Pius.


Höxter / Hüxer /

An der Weser / zwischen dem Braunschweigischen Münden / vnd dem Bischofflichen Minden / im Stifft Corbey gelegen / vnd selbigem Abt gehörig / der ein Stand deß Reichs / vnd Monatlich / sampt besagter Statt Hüxer / oder Höxter / auf drey zu Rossz / vnnd 9. zu Fuß / angelegt ist / darvon ihme allein acht vnd viertzig Gülden zu erstatten gebühren. Ist ein wolgelegene / vnd vor dem jetzigen Teutschen Krieg / eine wohnsane / lustige Statt gewesen / von deren / vnd ihres Namens Vrsprung / Johannes Letznerus in der Corbeyischen Chronic / am 17. Capitel / insonderheit zulesen ist. Sie hat / wie andere Stätte / ihre sonderliche Statuta, Gerechtigkeit / Freyheit / Policey / vnd Privilegia, vnd wegen deß Weserstroms viel Handthierunge / Ein- vnd Außwanderns. So haben auch viel vom Adel / so da herumb wohnen / ihre Handlung / auch etliche ihre sonderliche Höffe / vnd Wohnhäuser in dieser Statt / als die von Stockhausen / Amelunxen / Helvessen / vnnd andere mehr. Das Bier / so man daselbst auß einem Bach / die Grobe genannt / brawet / ist in der Nachbarschafft beruffen / vnd machet / doch ziemlicher massen getruncken / fröliche Leut. Es hat die Statt fünff Thor / vnd zwo Fischpforten: Item / drey Pfarrkirchen / S. Petri, Kiliani, vnd zun Brüdern / so vorhin ein Kloster gewesen. Anno 1264. 1342. 1424. vnd 1552. hat die Weser allhie grossen Schaden gethan. Anno 1625. hat sie der General Graff von Tilly eingenommen. Anno 1634. ward sie von den Ligistischen / den 10. Aprilis / mit stürmender Hand erobert / die Schwedische sämptliche Besatzung / vnnd mehrertheils Bürger / biß etwan auff dreyssig / auch Kinder von zwölff Jahren / nidergehawen; hernach die Todten / deren in fünffzehen hundert gewesen / in die Weser geworffen / vnnd die Statt geplündert / wie in der Franckfurtischen Herbst-Relation / selbigen 43. Jahrs / am 32. Blat / berichtet wird. Anno 1640. ward diese Statt mit Lüneburgischem Volck / vnter dem General Major Eduarden Pithan besetzet / an der Statt reparieret / vnnd sie mehrers bevestiget. Gleichwol / so eroberten hernach / noch in diesem Jahr / vnnd zwar im Septembri / die Keyserischen diese Statt / im dritten Sturm / so weit / daß die darinnen gelegene neunhundert Lüneburgische accordierten; weil der Entsatz zu spat ankommen war; wie hievon mit mehrerm in Tomo 4. Theatri Europaei p. 395. zulesen.

Anno 1646. den 25. Aprilis / ist dieser Ort von dem Schwedischen General / Herrn Carl Gustav Wrangel / durch Accord wider eingenommen worden: Franckfurtischen Relation selbigen Jahrs / pag. 21. seqq.


Hoy / Hoey / Huy / Hojum, Huyum oder Huijum,

Ein Statt / im Bischthumb Lüttich / an der Maaß / fünff Meilen von der Statt Lüttich / vnd zwischen Lüttich / vnd Namur / gelegen / so den Namen hat / von einem bösen Wässerlein / welches sich allhie mit Vngestümm in die Maaß ergeußt. Ist ein alte / fürnehme / vnd schöne Statt / so gar anmühtig / vnd prächtig / in einem lustigen Thal / zwischen den Bergen / ligt. Vnten bey der Statt / ist ein herrliche steinerne Bruck / mit vielen Schwibbögen / vnnd starcken Pfeilern / vber die Maaß / auff welcher man einen frischen Lufft holen / vnd sehr weit sehen kan. Man macht allhie gutes Tuch / gibt auch herumb Eisenbergwerck / einen grossen Weinwachs / vnd gutes Getreyd. Die Kirchen zu vnser Frawen ist allda wol zusehen. Oben auff einem hohen Berg / ligt ein ansehenliches Schloß /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_034.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)