Seite:De merian Westphaliae 056.jpg

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Daß dieses Bischthumb berühre gegen Auffgang die Braunschweigische vnnd Hessische / gegen Mittag / der Graffschafft Waldeck / gegen Abend / deß Hertzogthumbs Westphalen / vnnd der Landschafft Reckenberg / gegen Mitternacht / der Graffschafft Lippe Gräntzen. Es seyen in diesem Stifft etliche Brunnen / sehr wunderlicher Art / als der Bulderborn / nicht weit von dem Dorff Aldenbeken / der ab- vnd zu fliesse / wie das Meer: Auch noch vnderschiedliche Flüsse / als einer vmb Lechtenaw / welche von der Erden verschlungen werden / vnnd helt man darfür / daß sie zu Paderborn / oder an andern Plätzen / widerumb herfür kommen. Außerhalb der Hauptstatt Paderborn / seyn noch vber die zwantzig Stätte / vnter welchen die fürnembsten disseit deß Gebürges seyen / Soltkotten / von wegen deß Saltzes / Lipspring / von wegen deß Vrsprungs der Lippe / vnnd Büren / von wegen deß vhralten Geschlechts berühmbt. Jenseit deß Gebürgs / halte man Warburg für die Trefflichste / welche für Zeiten eine Graffschafft gewesen. Deren folgen / Borrentryck / Pekelsheim / Borcholt / Beverungen / Brakel / vnd Steinheim. Lugd / nicht die geringste / sey gelegen in einem sehr lustigen Thal / zwischen den Wiesen / vnd Weyden / am Vfer der Emmer; von welcher nicht weit ein berühmbter Saurbrunnen / zu vielen Kranckheiten nützlich / gefunden werde. Swalenborg / vnd Oldenborg / seyen für alten Zeiten sonderliche Graffschafften gewesen / nunmehr seyen sie dem Bischoff von Paderborn / vnd dem Graffen von der Lipp zusammen vnterworffen. David Chytraeus lib. 3. Saxon. p. 83. sagt: Daß dem Bischoff zu Paderborn vor Zeiten Gehorsam geleystet haben / vier vnd zwantzig Stätt / zwantzig Schlösser vnd Vogtteyen / sechszehen Klöster / vier vnd fünfftzig Pfarren. Vnd heissen die Stätte / vnnd Stättlein / Padeborn / Lipspring / Soltkatten / Bueren / Wunnenborg / Sualenburg / Hense / Klenenberg / Warburg / Kalenberg / Pokelsen / Borcholte / Borgenthrica / Beveringen / Dringenborch / Wilbaessen / Gerden / Brakel / Driborch / Nihem / Bremeren / Voerden / Liechtenou / Line / vnnd Stenheim / etc. so 25. machen; daher / sonders zweiffels / er die Hauptstatt Padeborn vnter der Zahl vier vnnd zwantzig nicht verstanden haben wird. Der auch weiter sagt / daß die meisten Schlösser dem Adel / vnnd andern / vor Zeiten versetzt gewesen / vnnd daher dem Bischoff / oder dem Stifft / nicht viel Nutzen getragen haben.

Anno 1411. war in diesem Stifft grosse Vnruhe. Dann das Thumb-Capitel / vnd etliche Stätte / Paderborn / Warberg / Brakel / vnd Borchentrycke / legten sich wider Bischoff Wilhelm / gebornen Hertzogen von Berg. Zu diesen schlug sich Graff Bernhard zur Lippe. Diese Mißhelligkeit hat Hertzog Bernhard zu Braunschweig in der Statt Luide (oder Lude / zwischen obgedachtem Swalenberg / vnd Pyrmont / gelegen) auffgehoben / vnd die Parten vntereinander vertragen. Als aber Bischoff Wilhelm / von etlichen Thumbherrn zu Cölln / zu einem Ertzbischoff deß Orts postuliert ward / vnnd deßwegen sich naher Cölln begab / hat er das Stifft Paderborn / Hertzog Bernharden zu Braunschweig zu regieren anbefohlen / der zum Dringenberge Hoff gehalten: Den andern Theil deß Stiffts / hatte innen / Bernhard von Hörde / Knape / dessen Hofflager war zum Newen-Hause. Es ist aber diese Vneinigkeit endlich zum Friedestand gediegen; stehet in der Braunschweigischen Chronic am 269. Blat. Anno 1530. war allhie Bischoff / Hertzog Erich von Braunschweig / zu welcher Zeit die Bürger den Geistlichen anfiengen auffsetzig zuwerden / vnd thäten ihnen Schmach an. Daher der Bischoff die Statt vmb zwey tausend Gülden gestrafft / derselben etliche Freyheiten entzogen / vnnd sie dahin gebracht / daß sie versprochen / nimmermehr der Lutherischen Religion in der Statt Platz zugeben. Als sie aber gleichwol etliche Prediger zu sich beruffen / so ist / nach Absterben deß gedachten sieben vnd dreyssigsten Bischoffs allhie / deß Erici, in Anno 1532. der Ertzbischoff zu Cölln / Hermann / Graff von Weda / zum Bischoff erwöhlet worden / welcher alsobalden die gedachte Prediger / deren drey gewesen seyn sollen / gefangen nehmen / vnd nach Arnsperg hat führen lassen: Die aber / als der Fuhrmann bey neblichtem Wetter irr gefahren / vnnd in ein Dorff / der Statt Soest gehörig / kommen / von den Bürgern zu Soest erkannt / vnd in ihr Statt gebracht / vnd also erlediget worden seyn. Daher der Bischoff sechszehen Bürger zu Paderborn / die er dem Evangelio geneigt zuseyn gewust / hinzurichten befohlen; welches auch geschehen wäre / wann nicht der Scharffrichter sich dieses zuthun / vnnd seine Hand an Vnschuldige zulegen / verweigert hätte. Vnd dieweil auch das Heulen der Weiber darzu kommen / so hat der Bischoff besagte Sechszehen / in die Gefängnüß wider führen / vnnd folgends sie / in ihren eygenen Häusern / vber das Jahr / eingesperret behalten lassen; wie hievon Chytraeus lib. 12. Sax. p. 337. seq. vnd / auß ihme Sethus Calvisius in Chronolog. vnd Werdenhagen de Reb. Hans. part. 4. cap. 7. p. 40. zulesen. Ihme Hermanno, hat succedirt Rembertus von Kersenbruch / so Anno 1558. gestorben. Diesem Graff Johann von Hoya. Diesem Graff Salentin von Isenburg. Diesem Hertzog Heinrich von Sachsen-Lawenburg. Vnd diesem Dieterich / oder Theodoricus von Fürstenberg; bey dessen Regierung es zu Paderborn in Anno 1604. wunderlich hergangen ist; wie beym Meterano im 25. Buch seiner Niderländischen Historien zusehen. Vnd hat er / der Bischoff / im folgenden 1605. Jahr / die Statt eingenommen / vnnd den Burgermeister Liborium Vichardum, lebendig zu viertheilen befohlen. Calvisius d. l. Anno 1616. seyn allhie fünfftzig Häuser abgebronnen / sampt dem Capuciner Kloster / so durch das Wetter geschehen. Anno 1617. hat der Bischoff / bey Straaff der Verweisung auß dem Lande / die Römisch Catholische Religion anzunehmen / seinen Vnterthanen aufferlegt: Daher der Adel / vnnd andere / ihre Zuflucht zu den Holländern

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_056.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)