Seite:De merian Westphaliae 064.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Huberti Thomae Leodii Commentarium, der in Tomo 1. Historici operis Simonis Schardii zufinden. Pet. Bertius, in Beschreibung deß Stiffts Lüttich / wil auch / daß deß Herculis Bildnuß vor dem Thor / vnd sein Tempel in der Statt seye; der auch am 173. Blat sagt: Daß Plinius, Strabo, Tacitus, vnd Julius Capitolinus, der Tungrer gedencken; vnd daß ihres Namens Gedächtnuß / noch an etlichen Orten in Teutschland / als Tongrenheim bey Cölln; Tongerloo in Braband; vnd Tongrin in der Landschafft von Namur / vorhanden seye.


S. Truden / S. Trudonis urbs,

Ligt auch im Stifft Lüttich / zwischen Tienen / vnd Tongren / vnd von jedem Ort drey / vnd von Lüttich sechs Meilen. Wird sonsten auch Saintron / vnd Centron genannt / weil man darfür helt / daß diese schöne Statt / vor Zeiten der Centronum, deren Julius Caesar offt gedencket / Sitze gewesen. Der heilige Trudo, so Anno 628. im Haspengow / oder Agro Hasbaniensi, geboren worden / hat Anno 647. das Sarciniensische Kloster, welches heutiges Tags in dieser Statt / vnter der Regul S. Benedicti floriert / auff seinem Altvätterlichen Gut / von seinem eygenen Vermögen prächtig erbawet / vnnd begabet / dessen Cörper auch allhie / in einem ansehenlichen Monument ruhet. Es ligt auch in besagtem Kloster / etwas von seiner Mutter / der heiligen Adela, wie ingleichem die Cörper S. Liberti, deß Märtyrers / vnd deß heiligen Eucharii, gewesenen Bischoffs zu Orleans in Franckreich / welcher / als er vom Carolo Martello ins Elend geschickt worden / in solchem Kloster gestorben / Anno 743. Neben dieser Statt S. Truden ligt das berühmbte deß Teutschen Ordens Kloster Bernsemium. An. 1482. nahm diese Statt der Hertzog von Cleve / im Namen Ertzhertzogs Maximiliani von Oesterreich / so die von Lüttich bekriegen wolte / ein / wie Ger. de Roo im 9. Buch der Oesterreichischen Historien / am 349. Blat schreibet. Man redet allhie Brabanzonisch / das ist / ein grobe Frantzösische Spraach heutiges Tags. Vnd gehöret die Statt halb der herrlichen Abbtey allda; das vbrige aber dem Bischoff von Lüttich.


Tuinum,

Eine auff Hennegawischem Boden gelegenes / aber dem Stifft Lüttich zugehöriges Stättlein / so ziemlich berühmbt / von dannen man fünff Meilen nach Bergen in Hennegaw / vnd neunzehen nach Lüttich rechnen thut. Nicht weit von Tuin vnnd Covin / zwischen den Wassern Sabi, vnd Mosa, ligen zwey schöne / reiche / vnd auch vnter die Lüttichische Obrigkeit gehörige Klöster / Asne vnd Lobbe, deren das letztere / oder das Laubiense Monasterium, auch ins gemein Moustier en Faigne, oder Monasterium in Fania, genennet wird; allda vor Zeiten S. Theodulfus Abt gewesen / der aber zu Binß in Hennegaw / ruhet. Nicht weit von dieser Statt Tuin, oder Tudin, ligt / wie einer berichtet / der Flecken Nechlinia, oder Nalia, so ingleichem Lüttichischen Gebieths.


Vecht / Vechta /

Ligt in Westphalen / zwischen Kloppenburg / vnnd Hunteborg / nicht weit vom Dummer-See / vnnd Wildeshusen / auch nicht sonders fern von Diepholt / vnd ist dem Stifft Münster gehörig / an welches dieses Stättlein / sampt der Graffschafft / so vor Zeiten eygene Graffen gehabt / vmb ein gewisse Summa Gelts / vmbs Jahr 1235. oder 1247. von Graff Otten zur Lippe / Bischoffen zu Münster / der Anno 1249. gestorben / kommen ist. Es gehören in die Herrschafft Vecht fünffzehen Pfarren / deren jede zehen / oder zwölff Dörffer hat / vnnd ein vnd dreyssig Adeliche Sitz. Siehe Crantzium, in Metropoli lib. 8. cap. 21. H. Hennig. in Genealog. fol. 411. Hamelmann. de familiis emortuis part. 1. pag. 76. et in Chron. Oldenburg. par. 1. cap. 13. p. 45.

Anno 1633. ist dieses Stättlein / vnnd Schloß / von den Lüneburgischen / den Keyserischen / mit Accord / abgenommen worden. Ward aber folgends von ihnen / den Keyserischen wider / vnd Anno 37 im Junio / von den Hessischen / auch mit Accord / vnnd ferners Anno 38. im Novembri abermals von den Keyserischen eingenommen; so Anno 39. 42. vnd 44. noch allhie gelegen seyn.

In der Braunschweigischen Chronic / wird von dieser Statt nachfolgende Geschicht / am 421. Blat / erzehlet: Vmbs Jahr 1394. sind Hertzog Bernhard zu Lüneburg / vnnd Graff Otto zu der Hoya / mit einem wolgerüsten Kriegsvolck / auff den Bischoff von Osenbrück gezogen / damit sie in grosser Widerwertigkeit / vnd Vnwillen / stunden. Demselbigen haben sie sein Land / mit Schwerd / vnnd

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_064.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)