Seite:De merian Westphaliae 065.jpg

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Fewer / verheerret / verdorben / vnnd den armen Leutlein auff den Dörfern grossen Schaden zugefüget. Vnd als sie nun eine gute Beut geholet hatten / vnd widerumb zu Hauß zogen / vnd das Kriegsvolck für der Statt Vechta / im Stifft Münster / vber führeten / da hat man in der Statt die Glocken zustürmen geschlagen / vnd derowegen sind die Bürger eylend zusammen kommen / vnnd mit Hauffen auß der Statt / dem Feind entgegen gezogen / vnd denselben so freudig angegeriffen / vnd so sehr beängstiget / daß er die Flucht nehmen / das Hafenpanier auffwerffen / erschrocken auß dem Felde entfliehen / vnd allen Raub / vnd Beute / so er bekommen hatte / den Bürgern zu Vechta verlassen müssen. Also ist das gantze Stifft Osenbrück / durch der einen Statt trotzige vnnd freudige That / vberflüssig genug an den Feinden gerochen worden. Biß hieher die Chronic. Welches / vnnd andere mehr Exempel der Sächsischen Stätte / man gegen denen / die zu vnsern Zeiten Vorgangen seyn / vnd noch vorgehen / halten kan. David Chrytraeus meldet lib. 15. Saxon. p. 382. Daß Christoff / vnd Anthonius / Graffen von Aldenburg / im Jahr 1538. das Schloß Delmhorst vergebens einzunehmen versucht; das Stättlein aber geplündert / vnnd angezündet; hernach Vecht / Kloppenburg / Haselunda / vnnd Meppe / eingenommen; vnnd das Stättlein Vecht / mit dem Schloß / verbrandt. Aber Bischof Frantz von Münster habe diese Ort gar leichtlich wider eingenommen.


Verden /

So Theils mit einem F schreiben / ist die Hauptstatt in dem Bischthumb dieses Namens / so auch zum Westphälischen Craiß gezogen wird / obwoln es vber der Weser gelegen / mit dem Ertzbischthumb Bremen / dem Hertzogthumb Lünenburg / vnd der Graffschafft Hoya / gräntzen thut. Zun Zeiten Keyser Carls des Grossen / ist diese Statt noch mit keiner Mawer vmbgeben / vnnd gleichwol auß den fürnembsten Orten hierumb Einer gewesen. Siehe Herman. Conringium, in exercitat. de Urbibus Germanicis, th. 28. welchen die jenige insonderheit lesen solten / die gar vbel leyden mögen / wann man ihre eingebildete alte Stätt in Teutschland anfechten thut. Es ligt die Statt an der Alre / Allera, oder Aller / die da nahend darby in die Weser kompt / an welchem Ort höchstgedachter Keyser Carl / fünffthalb tausend Sachsen die Köpff hat abhawen lassen / wie die Braunschweigische Chronic / am 29. Blat / berichtet. Es findet sich diese Statt in der Reichs-Matricul mit fünffzehen zu Fuß Monatlich angelegt; die aber von ihrem Bischoff eximiert werden wolte / vnnd hieng die Sach / Anno 1602. noch in Camera. Vnd wird sie in den Westphälischen Craiß-Verzeichnüssen / die zwar vns fürkommen seyn / vnter den Reichs-Stätten nicht gefunden. Bey Regierung Bischoff Conrads zu Verden / gebornen Hertzogen zu Braunschweig / vnd Lüneburg / der Anno 1303. den 15. Octobris gestorben / brandte die Thumbkirche allhie in Grund ab / die bawete er widerumb / vnnd ward darinn begraben.

Vmbs Jahr 1425. war Krieg zwischen Bremen / vnd Lüneburg. Die Hertzogen Bernhard / vnd Wilhelm / zu Braunschweig / vnd Lüneburg / legeten sich in die Statt Verden. Der Ertzbischoff Nicolaus zu Bremen kam darvor / vnnd stürmete mit grosser Gewalt / konte doch gleichwol nichts außrichten. Anno 1536. war Vneinigkeit zwischen dem Bischoff / den Thumbherrn / vnd den Bürgern allhie; davon Chytraeus lib. 14. Saxon. p. 363. seq. zulesen. Anno 1547. hat diese Statt Graff Albrecht von Mannßfeld / vergebens / vnd mit seinem Schaden / zuerobern versucht. Aber im Jahr 1551. hat Herr Johann / Freyherr von Heideck / mit seinen Evangelischen Bundsgenossen / solche / durch Vbergab / eingenommen / vnd besetzt.

Gegen dem Ende deß 1631. Jahrs / ist sie von den Keyserischen mit Accord erobert / auch vorhero / Anno 1626. vom General Tilly eingenommen worden. Anno 1644. im Februario / lagen die Schwedischen allda.


Was das Bischthumb allhie anbelanget / davon oben allbereyt etwas gesagt worden / so scheibet Caspar Bruschius de Espiscop. German. cap. 14. Daß solches vom Keyser Carolo Magno, ungefehr vmbs Jahr Christi 776. (al. 786) in Ost-Sachsen / vber der Weser / zu Konende / oder wie andere wollen / zu Bardewick angefangen / aber bald / wegen besserer Gelegenheit / nach Verden / so selbiger Zeit ein berühmbtere / vnd edlere Statt / als jetzund (wie zwar von den Leuten vorgeben / aber nicht erwiesen wird) transferiert worden. Der erste Bischoff sey Suibertus, ein Engelländer gewesen / der Anno 807. gestorben / deme S. Patto, ein Schott / succediert habe. Vnd dieses hat vorhin auch Crantzius geschrieben. Aber Ubbo Emmius lib. 4. rer. Frisie. hist. p. 66. sagt: Daß sich Crantzius, wegen Gleicheit der Namen / betrogen hierinn irre. Dann besagter Bischoff Suidbertus zu Verden / ein geborner Frießländer / vnd ein anderer / als Suidbertus, der mit Willibrordo auß Britannia kommen / gewest seye. Der dritte Bischoff allhie war S. Tanco, ein Schott. Der zehende Erlulphus, von welchem gedachter Bruschius, vnnd andere / schreiben / daß er in der

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1647, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)