Seite:Deinzer Das tausendjährige Reich 03.png

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verschafft der Herr die Möglichkeit zur Rückkehr. Das wird eine wunderbare Veränderung in der Welt geben. Während jetzt es kaum ein Land in der Welt gibt, wo nicht der Jude in größerer oder kleinerer Zahl eine stehende Erscheinung wäre, werden in jener Zukunft die Juden aus allen Ländern, man möchte sagen, rein ausgekehrt sein; man wird sie suchen und nicht finden; die Hoffnung auf irgend einen Zurückgebliebenen zu stoßen, wird sich immer als Täuschung erweisen.

 So nimmt denn das von seinem Gott aus höchster Not errettete, zu Gnaden angenommene und unter großen Wundern in seine Heimat, deren Verlust es ja gerade in unserer Zeit in größerem Umfang empfindet, zurückgeführte Volk das Land seiner Väter wieder in Besitz: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.“ Dann werden sie die bisher unverstandene Predigt Jesaja 53 verstehen, und ihre Sünde, die sie an ihrem Messias begangen haben, in einer großen Nationaltrauer beweinen. Sacharja 12, 10 usw.

 Dem Gott wohlgefälligen Zustand des bekehrten Volkes wird der zur alten Herrlichkeit wieder erneuerte Zustand des Landes entsprechen. Es werden die alten verwüsteten Städte alle wieder aufgebaut; alles, was an Unfruchtbarkeit und Wüste erinnert, wird verschwunden sein, überall üppiges Wachstum, zahllose Viehherden und nicht minder zahlreiche Menschenherden. Greifbar wird der Segen Gottes gespürt, ein Hauch ewigen Friedens ist über dem ganzen Land ausgebreitet. Gegen früher aber wird es einen charakteristischen Unterschied zeigen: es gibt in diesem Land keine Festungen mehr, wie früher. Der Friede herrscht mit Allgewalt, so zwar, daß auch die Tierwelt von ihm beeinflußt wird; die zahmen Tiere werden ohne Furcht unter den reißenden sich bewegen, welche ihrerseits ihre reißende Natur werden abgelegt haben. Jesaja 11.

 Es ist bisher immer nur vom Volk die Rede gewesen, aber nicht genauer von seinem König. Die Weissagungen des alten Testaments lauten derart, daß man vermuten muß: Der Herr selber wird es sein, der den Thron seines Vaters David einnehmen wird; aber die Weissagungen sehen manchmal darnach aus, wie wenn zugleich die neutestamentliche Zeit und die Zeit, sagen wir kurz, des tausendjährigen Reiches, in ihnen zusammengefaßt wären; so z. B. in der Weissagung Ezechiels vom guten Hirten, der sich seiner Herde selber annehmen wird; erstmalig sind die Weissagungen von dem guten Hirten schon in der ersten Erscheinung und Zukunft des Herrn erfüllt worden, wenn auch nicht im ganzen Umfang. Schwer läßt sich vorstellen, wie der Herr zur Rechten seines Vaters thront, und dann doch auch vorgestellt werden soll nach Jesaja 9, 1–7 (Lucas 1, 32 und 33) als der, welcher den Thron seines