Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/162

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daß Sie dort wohnen und doch meinen Cousinen Stunde geben. Der Name F. ist kein Geschlechtsname, die Inhaberin desselben hat überhaupt deren so viele gehabt, wie sie Wohnungen gewechselt hat; sie war auch schon ganz aus der Mode und verdankt ihre jetzige Vogue den Geschichten, womit sie ihre Liebhaber auf Ihre Kosten unterhält.

„Ich danke Ihnen tausend Mal für ihre menschenfreundliche Mittheilung, mein Herr!“ sagte ich, indem wir uns dem Ende des Parkes näherten.

„Ich habe blos die Pflicht eines Gentleman erfüllt, erwiederte er, und fürchte nur, daß es Ihnen nicht den erlittenen Schaden wieder herstellen wird. Zugleich sah er an seine Uhr, zog den Hut und ging nach einer entgegengesetzten Richtung fort.

Der Entschluß, noch an diesem Tage mein Logis zu verlassen, war sogleich gefaßt, und statt meine Lectionen abzuhalten, ging ich, um mir eine neue Wohnung zu suchen. Nach einigen Stunden mühseligen Umherwanderns fand ich ein geeignetes Quartier, nach dessen Vermiethern ich mich diesmal bei der Bezirks-Polizei erkundigte; und da diese nichts Nachtheiliges von ihnen wußte, so schloß ich Contract. Wer beschreibt aber meinen Schrecken, als ich beim Einpacken meiner Sachen entdeckte, daß alle meine Kostbarkeiten und Gelder verschwunden waren! Ich wollte sogleich nach der Polizei gehen, um eine Untersuchung zu veranlassen, als die W. und ihre Tochter sich mir entgegen stellten und mich mit einem Strom von Beleidigungen überschütteten. Sie beschuldigten mich der gemeinsten Vergehen und begannen mich thätlich zumißhandeln.

„Zerkratz’ ihr das Gesicht, mein Kind, reiß’ ihr die Haare aus,“ schrie die Mutter.

„Ich schlage ihr die Zähne in den Hals hinunter, wenn ich sie kriege,“ kreischte die Tochter.

Ich versuchte, mich in meine Zimmer einzuschließen, aber die beiden colossalen Weiber stemmten sich mit aller Gewalt gegen die Thüre, welche nach innen öffnete; auf ihr Geschrei kamen drei Kerls aus dem Souterrain, jedenfalls ihre Complicen, und zwangen sie auf. Ich schrie um Hilfe, aber die Tochter warf sich mit der größten Wuth auf mich, faßte meine langen Haare und griff mich ganz wie ein reißendes Thier an. In dieser Lage gelang es mir, der Rasenden einen so heftigen Schlag auf die Nase zu versetzen, daß sie blutend und taumelnd mich