Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/42

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„Sie haben ihr aber doch anheimgestellt, sich nach Ihnen zu erkundigen!“

Und hier brach sie wieder in einen Schwall von Schmähungen auf die armen Deutschen aus, die zum Glück von dieser hohen Ungnade nichts verspürten. Außer der Freude über meine bevorstehende Befreiung – denn Lady Georgiana hatte mich für den Anfang des neuen Quartals engagirt – hatte ich noch eine unbeschreibliche Genugthuung. Ich hatte meiner Freundin Mary nämlich den Rath gegeben, ihre Mutter, den Magistrat der Insel Trinidad und Dr. M… von ihrer Lage zu benachrichtigen und, da die Farbigen nie ordentlich lesen und schreiben lernen, in ihrem Namen es selbst gethan. Die Briefe hatte ich Poste restante adressiren lassen, was auf dem Lande bei Frau H’s. Einflusse kaum möglich gewesen wäre. Auf diesem Wege erhielt Mary Nachricht von ihrer Mutter, daß der Magistrat ihrer Heimat versprochen habe, die Mistreß zu Erfüllung ihres Gelöbnisses anzuhalten. Die H., welche mit demselben Schiffe Nachricht von dort erhalten hatte, war außer sich, ihre Pläne vereitelt zu sehen und ihr erster Verdacht fiel auf mich, weil der Brief an ihre Tochter in einem fehlerhaften Englisch geschrieben. Die üble Behandlung, die sie mir dafür zu Theil werden ließ, schmerzte mich weniger, als die Trennung von meinen beiden Freundinnen. Da Fräulein H. trefflich portraitirte, so zeichnete sie Mary und mich, nahm auch noch Copieen für sich davon. Bei meinem Abgange brachte ihre Mutter wieder ihre bekannten medizinischen Rechnungen nebst zwei Pfund Ueberschuß, so daß jedesmal die angebliche Instandhaltung meiner Gesundheit acht Pfund vierteljährlich kostete. Mein Abschied von meinen Freundinnen und der kleinen Oriana war herzlich und schmerzlich und voll Schwüre ewiger Freundschaft.




Fünftes Kapitel.




Lady Georgiana empfing mich mit vieler Herzlichkeit und stellte mir zwei ihrer Kinder vor, ihre zweite Tochter Georgiana, ein bildschönes Mädchen von zwölf Jahren, und ihren jüngsten Sohn Richard,