Aber auch hiebei wurde nicht blos auf die nähere Umgegend Rücksicht genommen, sondern der Plan in möglichster Ausdehnung entworfen. In allen Landen sollte der gemeine Mann aufgeregt, und zur Theilnahme bewogen werden, der Bund selbst zählte bereits bei 7000 Männern und 400 Weibern. Sie würden, war ihre Hauptklage, so sehr beschwert, daß die vierte Stunde der Arbeit nicht ihnen angehöre; daher auch ihre Artikel eine größere Ausdehnung gewannen. Vorerst, schworen sie, das Joch der Leibeigenschaft abzuschütteln, und sich mit dem Schwert in der Hand selbst zu befreien; dann sollte alle Obrigkeit aufgehoben werden, und, wer sich ihnen widersetzte, des Todes seyn. Fischen, Jagen, Vogeln, Wald und Weide sollten frei seyn, und nicht den Fürsten und Herrschaften allein zustehen. Eben so wenig sollte Jemand die Macht haben, Zins und Zehnden, Zoll oder Schatzung einzutreiben. Auch den Stiftern und Klöstern war der Untergang verheissen.
Dennoch fehlte es diesem Bunde an religiösem, den gutmüthigen Schwächling leicht täuschenden Flitterwerk nicht. Wer demselben angehörte, hatte die Pflicht auf sich, täglich fünf Pater noster und eben so viele Ave Maria mit gebogenen Knien zu sprechen. Auch waren U. L. Frau und St. Johann Evangelist zur Hauptlosung geworden; eine andre gab auf die Frage: „Loset (hört), was ist es jetzt für ein Wesen?“ die Antwort: „wir können nicht vor Pfaffen und dem Adel genesen.“
Wie ihre Vorgänger die Elsässer Schlettstadt, hatten diese Speierer Bruchsal zum Ueberfall im Auge, nach dessen Einnahme sogleich in die Markgrafschaft Baden gerückt werden sollte. In keinem Orte, hatten
Heinrich Schreiber: Der Bundschuh zu Lehen im Breisgau. Freiburg im Breisgau, 1824, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bundschuh_zu_Lehen_im_Breisgau.djvu/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)