in Deutschland überhaupt, gleichgültig welchem Herrn sie angehörten, einen Antheil zu nehmen, wie man ihn bisher noch nicht bemerkt hatte.
Unverkennbar äußerte die nun seit mehr als anderthalb Jahrhunderten errungene und siegreich behauptete Freiheit der schweizerischen Eidgenossen, besonders in den angränzenden Gegenden, sehr großen Einfluß. Sie hatte gelehrt, was vereinigte Kraft des gemeinen Mannes bei gehöriger Ausdauer zu bewirken vermag, und war daher diesem nicht weniger Lockung als Ermunterung und Hoffnung geworden. So mußte nothwendig nach und nach jedes einzelne Ereigniß einen entschiedeneren allgemeinern Charakter gewinnen, da sich in ihm mehr oder minder das Wünschen und Streben einer ganzen Volksklasse entweder wirklich aussprach oder doch vorbereitete.
Einer der wichtigeren jetzt beinahe ganz vergessenen Vorfälle dieser Art ist eine Meuterei des gemeinen Mannes im Elsaß, worin bereits Zweck und Mittel des spätern Bauernkrieges vollkommen zu erkennen sind. Es war nämlich, erzählen Herzogs edelsasser Chronik (S. 162.) und der Stadt Freiburg handschriftliches großes Buch (S. 144.) übereinstimmend, im Jahre 1493, als im Elsaß eine geheime Verbindung angezettelt zu werden anfieng. Theilnehmer aus Schlettstadt, Sulz, Dambach, Epfich, Andlau, Stotzheim, Kestenholz, Tiefenthal, Scherweiler und andern Orten, nicht nur gemeine Leute, sondern auch Männer, welche mit städtischen Aemtern bekleidet waren, verpflichteten sich mit Eiden, und wählten zu ihren Zusammenkünften den wilden unwegsamen Hungerberg. Hier nahmen sie die Neulinge unter den schrecklichsten Drohungen, wenn
Heinrich Schreiber: Der Bundschuh zu Lehen im Breisgau. Freiburg im Breisgau, 1824, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bundschuh_zu_Lehen_im_Breisgau.djvu/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)