Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 052.jpg

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man ihm frei gewährt, behaupten. Und nachdem er sich über diese Absicht mit dem Karthager Hamilkar verständigt, der mit dem Heer in Sizilien stand, berief er eines Morgens das Volk und den Senat von Syrakus, gleich als wenn er sich von Sachen der Stadt mit ihnen hätte berathen wollen, und ließ, auf ein bestelltes Zeichen, alle Senatoren und die Reichsten im Volke von seinen Soldaten niedermachen: nach deren Tode er sodann das Regiment der Stadt ohne allen bürgerlichen Streit für sich nahm und behauptete. Und ob er gleich von den Karthagern zweymal geschlagen und zuletzt belagert wurde, vermochte er doch seine Stadt nicht nur zu vertheidigen, sondern er fiel mit Hinterlassung eines Theiles seiner Leute zum Schutz derselben, mit dem andern in Afrika ein; befreite Syrakus in kurzem von der Belagerung, und brachte die Karthager in äußerste Bedrängniß, so daß sie, um einen Vergleich zu erhalten, sich mit dem Besitz von Afrika begnügen, und dem Agathokles Sizilien überlassen mußten. Wer mithin dieses Mannes Thaten und Tugenden überlegt, der möchte nichts oder wenig finden, was er dem Glücke beizumessen hätte; da er, wie eben angeführt, durch keines Menschen Begünstigung, sondern durch militairische Stufen, die er mit tausend Gefahren und Mühen sich selbst errungen, zum Fürstenthum gekommen war, und sich sodann durch solche gefährliche und kühne Schritte darin behauptet hatte. Noch kann man es auch Tugend nennen, wenn Einer seine Mitbürger mordet, die Freunde verräth, ohne Treue und Glauben, ohne Mitleid und Religion ist, welche Sitten ihm wohl Herrschaft, aber nicht Ruhm erwerben können. Bedenkt man daher des Agathokles Tugend, womit er Gefahren bestand und entging, und seines Muthes Größe im

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_052.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)