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Gedanke an eine Sammlung für den Armen sprang auf und zündete. Münzen klingelten, Scheine knitterten.

Langsam war der Chorist aus dem Trancezustand erwacht, mit dem ihn das Entsetzen über seine Entlassung umdämmert hatte. Seine Verzweiflung wich einem Wikingerzorn.

„Ich danke Euch für Eure treue Kameradschaft,“ sagte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Behaltet Euer Geld. Ihr seid auch nicht auf Rosen gebettet. Ich sorge schon für mich. Aber erst hab ich noch ein Wort mit diesem Herrn zu sprechen. Er deutete mit dem knochigen Kinn in die Richtung, in der Baras Garderobe lag.

Vernünftige suchten zu beschwichtigen. „Lass den Feigling. Sich wegen so’nem Lausekerl unglücklich machen!“ Da scheuchte der Inspizient die Versammlung auseinander.

Heise ging auf Jos Garderobe zu. Er wollte mit ihr sprechen. Vor der Tür zögerte er. Nein, das war vorbei. Auch das hatte dieser Halunke ihm zertrümmert. Bisher hatte er auf eine grosse Gelegenheit hoffen dürfen. Doch, doch, trotz aller zweifelnden Worte. Er hatte doch inbrünstig und besessen immer mit dem grossen Zufall gerechnet. Der musste, musste doch einmal kommen. In dieser Zuversicht durfte er es wagen, Jo zu lieben. Sich in ihrer Liebe zu sonnen. Aber jetzt! Jetzt war alles zu Ende. Er durfte sich in seiner Not nicht an sie hängen.

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/105&oldid=- (Version vom 31.7.2018)