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12.

Auf Jo Ternitz wirkte die Kunde von Heises Verhaftung und dem Mordverdacht, der sich drohend gegen ihn erhob, lähmend und niederstreckend. Das war doch nicht möglich! Das war doch unmöglich, dass ein Mensch hinging, einen grossen Sänger kaltblütig ermordete und dann die ganze Nacht hindurch dessen Rolle probte. Das war doch nicht menschenmöglich. Das tat doch Peter nicht. Aber er war so merkwürdig gewesen, als er kam, verstört und aufgelöst und – sie schrie leise auf – er hatte doch gewusst, dass Bara tot war. Woher hatte er es gewusst? Zu einer Zeit, zu der kein Anderer wusste, dass er tot war. Das ersah sie aus den Zeitungsberichten. Jetzt entsann sie sich auch, dass er ihrer wiederholten Frage, woher er es wusste, immer wieder ausgewichen war.

Sie sass schlaff, mit ausgehöhlten Gliedern auf dem Sessel, auf dem sie niedergebrochen war, als sie die Mittagszeitung erhalten hatte. Nein – es war doch nicht möglich. Dieser Mann war kein Mörder. Unmöglich, ganz unmöglich.

Sie zwang sich empor, sie eilte ins Theater, erfuhr dort Einzelheiten. Alle waren von Heises Schuld überzeugt. Der Portier hatte ihn als Letzten das Theater verlassen sehen. Seine Hast, seine Entstellung waren ihm gleich aufgefallen, aber er hatte diese Erregtheit auf die[1] Entlassung des Choristen geschoben. Er hatte der Polizei auch sofort seinen Verdacht gegen Heise geäussert. Er wäre noch in der Nacht verhaftet worden, wenn die Kriminalbeamten ihn in seiner früheren Wohnung in der

  1. Vorlage: di
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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/142&oldid=- (Version vom 31.7.2018)