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Sie wusste sofort, das war barer Unsinn. Wenige Tage später ging sie nach Moabit. Man rief den Untersuchungsgefangenen in das Sprechzimmer. Ein Wärter überwachte die Begegnung. Auch Heise hatte längst von der Mythe erfahren, die sich um Fatma Nansen und um ihn gedichtet hatte. Er wies sie mit einer gleichgültigen Geste fort.

Die Schwäche seines Geistes und Körpers hatte er jetzt überwunden und sich wiedergefunden. Zwei Leitmotive erfüllten sein Sinnen und Grübeln: Jo aus dieser Verstrickung herauszuhalten und dann – der grosse Plan, der ihm gekommen war. Eine Idee von gigantischem Ausmass und einer ungeheuren Kühnheit. Keinem verriet er, was ihn bewegte. Aber dieser Plan gab ihm eine geheimnisvolle Ruhe und Sicherheit. Er veränderte ihn und sein Verhalten.

Der Beschuldigte wurde zu einem noch grösserem Rätsel für Richter und Wärter. Er verweigerte jetzt bei jedem Verhör jede Antwort. Liess sich durch keine wohlwollende Mahnung, durch keine zürnende Drohung aus der Festung seines hartnäckigen Schweigens herauslocken. Er verschanzte sich hinter eine sonderbare, unbegreifliche Gelassenheit und eine Zuversicht, die in den Tatsachen, die sich gegen ihn auftürmten, durchaus nicht begründet war. Den Anwalt lehnte er auch weiterhin ab. Man machte ihm begreiflich, dass er bei der Schwere des Deliktes einen Verteidiger haben müsse von Gesetzes wegen. Er zuckte stumm und verächtlich die Achseln.

Als er Jo im Besuchszimmer des Untersuchungsgefängnisses gegenüber trat, zitterte er vor Freude. Dieses Wiedersehen ging über die

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/146&oldid=- (Version vom 31.7.2018)