Seite:Der Held von Berlin.pdf/168

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Bastille angetreten waren.

Da brauchte der Vorsitzende Gewalt. Auf seinen Wink packten die beiden Justizwachtmeister, die neben der Anklagebank sassen, den kühnen Sänger, rissen ihn zurück, vergewaltigten seinen Mund mit ihren groben Händen, verstopften die Quelle dieser ungeheuren Verletzung der Würde des Gerichts.

Er wehrte sich mit seinen Seemannskräften. Das Publikum schrie, tobte, wütete. Erhitzte, verzerrte Gesichter drohten, weit aufgerissene Frauenlippen kreischten, entfesselter Geist der Auflehnung meuterte gegen den Richtertisch.

Draussen auf der Strasse wusste man alles. Sturm sprang auf. Kaum konnte die Polizeikette den Anprall der Masse hemmen, die sich den Weg in das Gerichtsgebäude erzwingen wollte. Gummiknüppel wüteten.

Die Glocke des Präsidenten bellte durch den Saal. Langsam legte sich der Sturm. Nur einzelne Frauenstimmen zeterten noch hysterisch, irr nach.

Die Wachtmeister hatten den Angeklagten gebändigt. Er lag nieder gekämpft auf der Bank.

Endlich fand die Stimme der Vorsitzenden Weg und Gehör.

„Setzen,“ rief er etwas kurzatmig noch, doch ruhig und gefasst. „Sofort alles hinsetzen!“

Zögernd, doch im Banne dieser beherrschten Stimme, glitten die Körper auf die Sitze zurück. Wie eine Welle, die sich überschlägt und verrinnt. Keuchend stieg der Atem der Masse auf. Von den geröteten Gesichtern,

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/168&oldid=- (Version vom 31.7.2018)