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konnte sich also kaum beschädigt haben, als er sich aus dem Fenster auf den Boden fallen ließ. Trotzdem wartete ich auf ihn mit steigender Ungeduld und Sorge. – Das Weinen und Schluchzen war verstummt.

Mit einem Male ein Geräusch von der Tür her, dann eine Stimme: „Komm’, es sind nur die beiden Malaien als Wächter hier. Sie sitzen eine Treppe höher in einem Gemach und rauchen und schwatzen.“

Ich mußte die Stiefel ausziehen. Harald nahm mich bei der Hand. Es ging in tiefster Dunkelheit eine gewundene Steintreppe empor. Dann sah ich in dem etwas helleren Gange vor mir einen Lichtschimmer.

„Dort stecken sie,“ hauchte Harst. „Sie haben unsere Pistolen vor sich auf dem Fußboden liegen. Ich habe mir zwei Steine besorgt. Ich bin nicht gerade für Roheiten. In diesem Falle geht’s nicht anders –“

Er huschte weiter. Ich beobachtete, wie er den Arm zum Wurfe schwang. Ich wußte, wie tadellos er traf.

Drinnen ein Aufschrei. Harst schleuderte den zweiten Stein, sprang sofort hinterdrein.

Als ich nun selbst in das Gemach stürzte, war schon alles vorüber. Harald hatte unsere Pistolen in der Hand, und die Malaien lagen halb bewußtlos auf dem Steinplattenboden.

„Binden!“ sagte er kurz. Ich beeilte mich. Die Lederriemen, mit denen wir gefesselt gewesen waren, fand ich neben der Laterne, die auf einem Schemel stand. Die beiden Malaien wagten keine Gegenwehr. Wir nahmen ihnen die Waffen ab. Ich blieb dann als Wächter vor der Tür. Harst schritt mit der Laterne den Gang entlang, riegelte eine Tür auf, klopfte und trat ein.

Ein lauter Aufschrei: „Master Harst – also doch! Auf Sie hatte ich gehofft!“

Gleich darauf erschien Harald wieder im Gange und öffnete nun auch die andere verriegelte Tür, hatte sie aber kaum eine Handbreit aufgezogen, als Albemarle und Blackmoore, die offenbar neben der Tür gelauert hatten, sich in völliger Verkennung der Sachlage auf ihn stürzten und ihn zu Boden reißen wollten.

„Stopp!“ rief Harald und parierte einen Boxhieb des

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Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)