Seite:Der Piratenschoner.pdf/49

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Edelsteine knüpft sich ein Aberglaube. Sie gehörten ursprünglich dem Nizam (Fürsten) von Haidarabad. Aber es klebte Unheil an den Steinen.“

„Hat Albemarle Verwandte?“

„Ja, einen Neffen, mit dem er aber sehr schlecht steht. Der junge Mann wäre der einzige Erbberechtigte. Er heißt James Kingsarl und ist Arzt in Bangalore. Ich habe ihm bereits eine Depesche geschickt.“

„Weshalb vertrugen Onkel und Neffe sich nicht?“

„Weil Kingsarl die Heiratsabsichten des Lords zu hintertreiben suchte.“

„Ah – die Heirat mit Bessie Flepp! Das Zerwürfnis besteht also noch nicht lange.“

„Zwei Jahre. Albemarle hatte seinem Neffen bis dahin jährlich 1000 Pfund als Zuschuß gegeben. Das hörte auf, nachdem Kingsarl ihm einen sehr wenig respektvollen Brief geschrieben hatte – Bessies wegen.“

Harald erhob sich. „Gehen wir nochmals zu dem Toten hinein,“ meinte er.

In dem Arbeitszimmer Albemarles räumte Harst den Rauchtisch ab und trug ihn ans Fenster, legte ihn auf die Seite und sagte: „Also auch die zweite Platte des Tisches ist aus Kupfer. Zwischen der oberen und der unteren muß sich ein Hohlraum von 12 Zentimeter Höhe befinden.“

Er hob den Tisch und schüttelte ihn.

„Hören Sie, Britton, – es klappert etwas zwischen den Platten.“

Er befühlte die erhabenen Figuren der eigentlichen Tischplatte. Ein äußerer Kranz von vier Drachen schloß ein Buddhabildnis ein. Die Drachen hatten rote Steinaugen. Als Harald nun diese Augen drückte zeigte es sich, daß zwei beweglich waren und zwar je eines zweier gegenüberliegender Drachen.

Mit einem Male schnellte das Buddhabildnis nach oben, und man konnte in den Hohlraum hineinsehen.

Zunächst fiel dort ein halbes Stückchen Zigarettenpapier auf. Es war der Rest des Blättchens, das Harald vorhin abgerissen hatte. Es lag auf einem schwarzen Ebenholzkasten von länglicher Form. Als Harst ihn herausgenommen und geöffnet hatte, rief Britton:

„Ah – die sogenannte Stoschra-Sammlung! Aber – die Steine fehlen!“

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/49&oldid=- (Version vom 31.7.2018)