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zur Vergeltung dafür sei das Strafgericht über die Armenier verhängt worden. Im Oktober brachten deutsche Reisende aus Konstantinopel die Nachricht mit, Djevded Bey sei in Wan von den Armeniern auf den Straßen tot geschleift worden. Beide Nachrichten sind frei erfunden. Djevded Bey hat drei Tage vor dem Einmarsch der Russen in voller Gesundheit Wan verlassen und hat sich mit seinen Truppen nach Bitlis zurückgezogen. Er ist dann bei dem Rückzug der Russen noch einmal drei Tage in Wan gewesen. Da die Stadt von den Türken angezündet worden war, hatte er in dem einzigen Hause, das von der Deutschen Mission noch stand, Quartier genommen und ist dann nach Bitlis zurückgekehrt.

Die Operationen der Russen.

Die Operationen der Russen auf dem türkisch-persischen Grenzgebiet ergeben folgendes Bild:

Am 2. und 3. Mai wurde die türkische Armee unter Chalil Bey, die das Salmas- und Urmiagebiet besetzt und die armenischen und syrischen Dörfer des ganzen Bezirks verwüstet hatte, von den Russen bei Dilman geschlagen und mußte sich nach Urmia zurückziehen. Bei Urmia verstärkten sich die türkischen Truppen, die von ihren 20 000 Mann einige Tausend verloren hatten, durch 10 000 Kurden, die um Urmia konzentriert wurden, und versuchten, wieder in die Salmas-Ebene vorzudringen. Am 15. Mai wurden sie von den Russen aus der Salmas-Ebene vertrieben und mußten sich ins obere Zab-Tal in der Richtung auf Mosul zurückziehen. Inzwischen waren russische Truppen in das Quellgebiet des östlichen Euphrat, in die Ebene von Alaschkert, und aus dem Wilajet Erzerum in das Wangebiet nördlich des Wansees eingerückt. Sie hatten am 9. Mai Tutak, am 11. Mai Padnotz, am 17. Mai Melaskert besetzt. Sie drangen dann noch weiter bis Gob und Achlat (in der Nordostecke des Wansees) vor, wo sie sich bis Anfang August behaupteten. Gleichzeitig drangen andere

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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/134&oldid=- (Version vom 31.7.2018)