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drohte, nachgeben, und bat mich, da er den Mann nicht entbehren konnte, den Druck in einer anderen Druckerei zu Ende führen zu lassen. Eine Druckerei in der Provinz übernahm den Auftrag, aber nach etlichen Wochen verweigerte jetzt der Inhaber der Druckerei den Druck, falls ich nicht zuvor den ganzen Satz der Zensur zur Genehmigung vorgelegt hätte. Da es damals noch keine Vorzensur gab, hatte ich gar keine Veranlassung, den Bock zum Gärtner zu machen. Bei verschiedenen Umfragen ergab sich aber, daß verschiedene Druckereien, die ich anging, sich mit einer so heiklen Sache nicht befassen wollten. Über dem Hin- und Herschicken von Satz und Manuskripten waren viele Wochen vergangen. Endlich fand sich die Druckerei des „Reichsboten“ bereit, den Druck zu übernehmen. Der Geschäftsführer stellte sich auf den Standpunkt, daß den Drucker der Inhalt meines Buches nichts anginge. Um eine Versendung in großem Maßstabe zu ermöglichen, sollte eine Auflage von 20 000 Exemplare hergestellt werden. Zur Beschleunigung des Druckes gewann ich noch die Firma Imberg & Lefson, Berlin-Neubabelsberg, die sich mit der Druckerei des Reichsboten in den Druck des fertigen Satzes teilte. Im Frühjahr war ich endlich soweit, an die Verbreitung des Berichtes zu denken. Das Kuratorium der Deutschen Orientmission hatte sich bereit erklärt, die Kosten der Versendung, M. 4000.–, zu übernehmen. Die Kosten für Satz, Druck und Papier hatte ich selbst durch Freunde der guten Sache aufgebracht. Der Zweck der Verbreitung des Berichtes war, meine Missionsgemeinde und die evangelischen Christen Deutschlands zu einem Hilfswerk, das der Größe der Not entsprach, aufzurufen und die dazu nötige Klärung des Urteils über die Tatsachen und die Schuldfrage herbeizuführen. Mein Wunsch war, meine Missionsgesellschaft zur Trägerin des Hilfswerkes zu machen. Inzwischen waren den Mitgliedern des Kuratoriums aus verschiedenen Gründen Bedenken gekommen, die Mitverantwortung für meine Publikation zu übernehmen.

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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite XXVI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)