Seite:Deutsch Franz Jahrbücher (Ruge Marx) 104.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Revolution herbeiführen, wie sie sich die Schulweisheit der Oekonomen nicht träumen lässt.

Die ewige Schwankung der Preise, wie sie durch das Konkurrenzverhältniss geschaffen wird, entzieht dem Handel vollends die letzte Spur von Sittlichkeit. Von Werth ist keine Rede mehr; dasselbe System, das auf den Werth soviel Gewicht zu legen scheint, das der Abstraktion des Werthes im Gelde die Ehre einer besondern Existenz gibt – dies selbe System zerstört durch die Konkurrenz allen inhärenten Werth, und verändert das Werthverhältniss aller Dinge gegen einander täglich und stündlich. Wo bleibt in diesem Strudel die Möglichkeit eines auf sittlicher Grundlage beruhenden Austausches? In diesem fortwährenden Auf und Ab muss Jeder suchen, den günstigsten Augenblick zum Kauf und Verkauf zu treffen, Jeder muss Spekulant werden, d. h. ernten wo er nicht gesäet hat, durch den Verlust anderer sich bereichern, auf das Unglück Andrer kalkulieren, oder den Zufall für sich gewinnen lassen. Der Spekulant rechnet immer auf Unglücksfälle, besonders auf Missärnten, er benutzt Alles, wie z. B. seiner Zeit den Brand von New-York, und der Kulminationspunkt der Unsittlichkeit ist die Börsenspekulation in Fonds, wodurch die Geschichte und in ihr die Menschheit zum Mittel herabgesetzt wird, um die Habgier des kalkulirenden oder hasardirenden Spekulanten zu befriedigen. Und möge sich der ehrliche, „solide“ Kaufmann nicht pharisäisch über das Börsenspiel erheben – ich danke dir Gott u. s. w. Er ist so schlimm wie die Fondsspekulanten, er spekulirt ebenso sehr wie sie, er muss es, die Konkurrenz zwingt ihn dazu, und sein Handel implizirt also dieselbe Unsittlichkeit wie der ihrige. Die Wahrheit des Konkurrenzverhältnisses ist das Verhältniss der Consumtionskraft zur Produktionskraft. In einem der Menschheit würdigen Zustande wird es keine andre Konkurrenz als diese geben. Die Gemeinde wird zu berechnen haben, was sie mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln erzeugen kann, und nach dem Verhältniss dieser Produktionskraft zur Masse der Consumenten bestimmen, in wie weit sie die Produktion zu steigern oder nachzulassen, in wie weit sie dem Luxus nachzugeben oder ihn zu beschränken hat. Um aber über dies Verhältniss und die von einem vernünftigen Zustande der Gemeinde zu erwartende Steigerung der Produktionskraft richtig zu urtheilen, mögen meine Leser die Schriften der englischen Socialisten und zum Teil auch Fouriers vergleichen.

Die subjektive Konkurrenz, der Wettstreit von Kapital gegen Kapital, Arbeit gegen Arbeit, u. s. w., wird sich unter diesen Umständen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Engels: Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_104.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)