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eine Thatsache, ohne die die Menschheit sich nicht vermehren, ja nicht einmal bestehen könnte; wovon sonst sollten die Heranwachsenden leben? Aber Alison geht nicht auf den Grund der Sache und kommt daher zuletzt wieder zu demselben Resultate wie Malthus. Er beweist zwar, dass Malthus’ Prinzip unrichtig ist, kann aber die Thatsachen nicht wegläugnen, die diesen zu seinem Prinzip getrieben haben.

Hätte Malthus die Sache nicht so einseitig betrachtet, so müsste er gesehen haben, dass die überzählige Bevölkerung oder Arbeitskraft stets mit überzähligem Reichthum, überzähligem Kapital und überzähligem Grundbesitz verknüpft ist. Die Bevölkerung ist nur da zu gross, wo die Produktionskraft überhaupt zu gross ist. Der Zustand jedes übervölkerten Landes, namentlich Englands, von der Zeit an wo Malthus schrieb, zeigt dies aufs deutlichste. Dies waren die Thatsachen, die Malthus in ihrer Gesamtheit zu betrachten hatte, und deren Betrachtung zum richtigen Resultate führen musste; statt dessen griff er eine heraus, liess die andern unberücksichtigt und kam daher zu seinem wahnsinnigen Resultate. Der zweite Fehler, den er beging, war die Verwechslung von Subsistenzmitteln und Beschäftigung. Dass die Bevölkerung stets auf die Mittel der Beschäftigung drückt, dass so viel Menschen beschäftigt werden können, so viel auch erzeugt werden, kurz dass die Erzeugung der Arbeitskraft bisher durch das Gesetz der Konkurrenz regulirt worden und daher auch den periodischen Krisen und Schwankungen ausgesetzt gewesen ist, das ist eine Thatsache, deren Feststellung Malthus Verdienst ist. Aber die Mittel der Beschäftigung sind nicht die Mittel der Subsistenz. Die Mittel der Beschäftigung werden durch die Vermehrung der Maschinenkraft und des Kapitals nur in ihrem Endresultate vermehrt; die Mittel der Subsistenz vermehren sich, sobald die Produktionskraft überhaupt um etwas vermehrt wird. Hier kommt ein neuer Widerspruch der Oekonomie an den Tag. Die Nachfrage des Oekonomen ist nicht die wirkliche Nachfrage, seine Consumtion ist eine künstliche. Dem Oekonomen ist nur der ein wirklich Fragender, ein wirklicher Consument, der für das, was er empfängt, ein Aequivalent zu bieten hat. Wenn es aber eine Thatsache ist, dass jeder Erwachsene mehr produzirt als er selbst verzehren kann, dass Kinder wie Bäume sind, die die auf sie verwandte Auslage überreichlich wieder erstatten – und das sind doch wohl Thatsachen? – so sollte man meinen, jeder Arbeiter müsste weit mehr erzeugen können als er braucht, und die

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Engels: Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)