wie wenig Maler unsrer Zeit aufzuzeigen vermöchten. Wie die Geliebte, gebietet es über unsre Blicke, und zehnmal ruft es uns zurück; wie sie, wenn wir schon im ganzen Ernste Abschied genommen haben.
Herr Grassi hat die große Schwierigkeit, einem Portrait allgemeines Interesse zu verschaffen, aufs glücklichste gelöst. Er hat es zum historischen Gemälde erhoben, das in jeder Galerie einen Ehrenplatz verdienen würde. Einfache Größe leuchtet aus dem Ganzen, und aus der völlig gerundeten Oberfläche, dem Eigenthume der Malerei, sehen wir die innere Kraft, das schöne Gemüth in hoher Ruhe, hervortreten. Ein herrliches Köpfchen voll Weichheit und Liebreiz; und die schönen gefalteten Hände! Wir möchten die Hände auch falten; wir möchten, wie Fiesko vor den Phantasien des Malers Romano es will, vor dieses Künstlers Phantasien knien, und der Natur einen Scheidebrief geben.
Die Gewänder endlich. Sie sind mit Größe geworfen und von einer bewundernswürdigen Klarheit der Farben. Gewiß wird so leicht kein Künstler sich
Unbekannt: Die Kunstausstellung zu Dresden im Jahre 1800. Arnold und Pinther, Pirna 1800, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Kunstbl%C3%A4tter_Die_Kunstausstellung_zu_Dresden_im_Jahre_1800.djvu/11&oldid=- (Version vom 21.9.2024)