wir uns doch wohl weit über die Künstler erheben, nach denen ihr uns beurtheilen wollt?“
Allein diese Seite kann niemals der Gesichtspunkt für die Kunst werden. Alle Kunst, und die Mahlerei am auffallendsten, besteht in schönem Schein. Es liegt ihr wenig an den Mitteln zu ihren Werken. Sie fragt nicht, wie ist das entstanden? und zu dem Ausspruche ob das Entstandene gut sey, oder schlecht, giebt ihr die Oberfläche hinlänglichen Grund. In dem Gebiete der Kunst muß alles, was auch seiner Natur nach schwer ist, in einer ätherischen Leichtigkeit glänzen, sie will die mühsamen Schläge des Hammers nicht zählen, wodurch der Künstler den Marmor lebendig machte; sie will an seinen Körpern nicht Anatomie studiren, sondern eine Oberfläche gewahr werden, welche dem anatomischen Studium des Künstlers Ehre bringt, ohne es zu verrathen. Alles Schöne kostet dem schwachen Menschen Anstrengung, und nur auf dem steilen Pfade der Wissenschaft, gelangt er zu den Höhen der Kunst. Um sich aber dort wie ein Eingeborner zu zeigen, darf sein Werk weder von Anstrengung
Unbekannt: Die Kunstausstellung zu Dresden im Jahre 1800. Arnold und Pinther, Pirna 1800, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Kunstbl%C3%A4tter_Die_Kunstausstellung_zu_Dresden_im_Jahre_1800.djvu/73&oldid=- (Version vom 13.10.2024)