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hatte, daß er den Symmachus und Boethius verurtheilte, ohne wider seine Gewohnheit die Sache vorher untersucht zu haben.



383.
Theoderichs Seele.
Dialogi Gregorii M. Lib. IV. cap. 30. und daraus die Reimchronick. Altd. Wäld. III. 283. Vergl. I. 228.

Zu den Zeiten Theoderichs, Königs der Ostgothen, kehrte ein Mann von einer nach Sicilien gethanen Reise wieder nach Italien zurück; sein Schiff vom Sturm verschlagen, trieb zu der Insel Liparis. Daselbst wohnte ein frommer Einsiedel, und während seine Schiffsleute das zerbrochene Geräth wieder einrichteten, beschloß der Mann hin zu dem Heiligen zu gehen und sich dessen Gebät zu empfehlen. Sobald der Einsiedel ihn und die andern Begleitenden kommen sah, sagte er im Gespräch: „wißt ihr schon, daß König Theoderich gestorben ist?“ Sie antworteten schnell: „unmöglich, denn wir verließen ihn lebendig, und haben nichts dergleichen von ihm gehört.“ Der Diener Gottes versetzte: „er ist aber gestorben, denn gestern am Tage um die neunte Stunde sah ich, daß er entgürtet und entschuht [1] mit gebundenen Händen, zwischen Johannes dem Pabst und Symmachus

dem Patricier hergefüht, und in den Schlund


  1. Discinctus et discalceatus, in der Weise eines vogelfreien Verbannten. Lex salica. Tit. 61.
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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_039.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)