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397.
Alboin und Rosimund.

P. Diaconus I. 27. II. 28.
Gotfridus vnerb. p. 308. 309
Vrgl. Theophylactus bei Stritter I. p. 386.


Nach Turisends Tod brach dessen Sohn und Nachfolger Cunimund aufs neue den Frieden mit den Longobarden. Alboin aber schlug die Feinde, erlegte den Cunimund selber, und machte sich aus dessen Schädel eine Trinkschale. Cunimunds Tochter Rosimund führte er mit vielen andern in die Gefangenschaft, und nahm sie darauf zu seiner Gemahlin. Alboins Thaten erschollen überall, und sein Ruhm wurde nicht blos bei den Longobarden, sondern auch bei den Baiern, Sachsen und andern Völkern der deutschen Zunge in Liedern besungen. Auch erzählen viele, daß zu seiner Zeit ganz vorzügliche Waffen geschmiedet worden seyen.

Eines Tages saß Alboin zu Verona fröhlich am Mahl, und befahl der Königin in jene Schale Wein zu schenken, die er aus ihres Vaters Haupt gemacht hatte, und sprach zu ihr: „trinke fröhlich mit deinem Vater!“ Rosimund empfand tiefen Schmerz, bezwang sich gleichwohl, und sann auf Rache. Sie wandte sich aber an Helmichis, des Königs Waffenträger (Schilpor) und Milchbruder, und bat ihn, daß er den Alboin umbringe. Dieser rieth ihr, den Peredeo, einen tapfern Helden, ins Verständniß zu ziehen. Peredeo wollte aber mit dieser Unthat nichts gemein haben. Da barg sich Rosimund heimlich in

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_057.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)