Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 074.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


nicht aus deinen Augen gewichen bin, seit wir das rathschlagten.“ Der König sandte nach Aldo und Grauso, und ließ fragen: „aus was Ursache sie zu dem heiligen Ort geflüchtet wären?“ Sie versetzten: „weil uns gesagt worden ist, der König wolle uns umbringen.“ Und von neuem sandte der König und ließ sagen: „wer ihnen das gesagt hätte? und nimmermehr würden sie Gnade finden, wo sie nicht den Verräther offenbaren wollten.“ Da erzählten jene, wie es sich zugetragen hatte, nämlich: „es sey ihnen ein hinkender Mann begegnet, dem ein Bein bis ans Knie gefehlt, und der an dessen Stelle ein hölzernes gehabt hätte: „der habe ihnen das bevorstehende Unheil voraus verkündigt.“ Da erkannte der König, daß die Fliege, der er das Bein abgehauen, ein böser Geist gewesen war, und seinen geheimen Anschlag hernach verrathen hatte. Er gab dem Aldo und Grauso darauf sein Wort, daß sie aus der Kirche gehen könnten, und ihre Schuld verziehen seyn sollte, und zählte sie von der Zeit an unter seine getreuen Diener.





405.
König Liutprands Füße.

Chion. novaliciense Lib. 3, cap 1.


Liutprand, König der Longobarden, soll der Sage nach so lange Füße gehabt haben, daß sie das Maas eines menschlichen Ellenbogens erreichten. Nach seinem Fuß, dessen vierzehn auf der Stange oder dem

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_074.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)