nicht aus deinen Augen gewichen bin, seit wir das
rathschlagten.“ Der König sandte nach Aldo und
Grauso, und ließ fragen: „aus was Ursache sie zu
dem heiligen Ort geflüchtet wären?“ Sie versetzten:
„weil uns gesagt worden ist, der König wolle uns
umbringen.“ Und von neuem sandte der König und
ließ sagen: „wer ihnen das gesagt hätte? und nimmermehr
würden sie Gnade finden, wo sie nicht den
Verräther offenbaren wollten.“ Da erzählten jene,
wie es sich zugetragen hatte, nämlich: „es sey ihnen
ein hinkender Mann begegnet, dem ein Bein bis ans
Knie gefehlt, und der an dessen Stelle ein hölzernes
gehabt hätte: „der habe ihnen das bevorstehende
Unheil voraus verkündigt.“ Da erkannte der König,
daß die Fliege, der er das Bein abgehauen, ein böser
Geist gewesen war, und seinen geheimen Anschlag
hernach verrathen hatte. Er gab dem Aldo und
Grauso darauf sein Wort, daß sie aus der Kirche
gehen könnten, und ihre Schuld verziehen seyn sollte,
und zählte sie von der Zeit an unter seine getreuen
Diener.
König Liutprands Füße.
Chion. novaliciense Lib. 3, cap 1. |
Liutprand, König der Longobarden, soll der Sage
nach so lange Füße gehabt haben, daß sie das Maas
eines menschlichen Ellenbogens erreichten. Nach seinem
Fuß, dessen vierzehn auf der Stange oder dem
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_074.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)