Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 103.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Thüre gelegt hatte, und aus dem er die Brautgaben nehmen wollte, war der Sack heimlich gestohlen. Auf angestellte Untersuchung wurde er dennoch wieder entdeckt, und dem Gast zugestellt; der nun, der geschehenen Verlobung sicher und gewiß, die Gaben der Jungfrau zustellte. Sie aber sprach dieses: „nicht ziemt’s einer Christenfrau, einen Heidenmann zu nehmen; fügt es jedoch der Schöpfer, daß er durch mich bekehrt werde, so weigere ich mich nicht seinem Gesuch, sondern des Herrn Wille ergehe.“ Die Jungfrau bat aber: „alles, was sie gesagt, geheim zu halten,“ und hinterlegte den Ring, den ihr Chlodowich gesandt hatte, in ihres Oheims Schatzkammer.





426.
Die Scheere und das Schwert.

Greg. turon. hist. III. 18.
Vergl. Lex ripuar. 60.


Als Crothild, die alte Königin, sich der verwaisten Kinder Chlodomers ihres Sohnes annahm, und sie zärtlich liebte: sah das, mit Neid und Furcht, König Childebert ihr andrer Sohn; und er wollte nicht, daß sie mit der Gunst seiner Mutter ein Mal nach dem Reich streben möchten. Also sandte er insgeheim an König Chlotar seinen dritten Bruder: „unsre Mutter hält die Kinder unsers Bruders bei sich, und denkt ihnen das Reich zu; komm schnell nach Paris, auf daß wir, überlegen, was rathsamer zu thun sey: entweder ihnen das Haupthaar zu scheeren,

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_103.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)