Thaten der Könige nicht geschweigen. Adalbert, ein
edler fränkischer Graf, hatte Conraden, König Ludwigs
Bruder, erlegt; und wurde in seiner Burg Babenberg
darum belagert. Da man aber diesen Helden
mit Gewalt nicht bezwingen konnte, so sann des
jungen Königs Rathgeber, Erzbischof Hatto von Mainz,
auf eine List. Mit frommer Gleisnerei ging er hinauf
zu einem Gespräch in das Schloß, und redete
dem Adalbert zu, die Gnade des Königs zu suchen.
Adalbert, fromm und demüthig, fügte sich gerne,
bedung sich aber aus, daß ihn Hatto sicher und ohne
Gefahr seines Lebens wieder in die Burg zurück bringe.
Hatto gab ihm sein Wort darauf, und beide machen sich
auf den Weg. Als sie sich dem nächsten Dorfe,
Namens Teurstat, näherten, sprach der Bischof: „es
wird uns das Fasten schwer halten, bis wir zum Könige
kommen, sollten wir nicht vorher frühstücken,
wenn es dir gefiele?“ Adalbert, einfältig und gläubig
nach Art der Alten, ohne Böses zu ahnden, lud
den Bischof alsbald nach diesen Worten bei sich zum
Essen ein, und sie kehrten wieder in die Burg zurück,
die sie so eben verlassen hatten. Nach eingenommenem
Mahl begaben sie sich sodann ins Lager, wo die
Sache des Fürsten vorgenommen, und er der Klage
des Hochverraths schuldig gesprochen, und zur Enthauptung
verdammt wurde. Als man dieses Urtheil
zu vollziehen Anstalt machte, mahnte Adalbert den
Bischof an die ihm gegebene Treue. Hatto antwortete
verrätherisch: „die hab’ ich dir wohl gehalten,
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_171.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)