er seinem Alter nach, und kam ihm Furcht, es wäre
dasjenige, wovon die Stimme bei der Waldmühle geredet
hätte. Und wollte wiederum zuvorkommen, daß
es nicht seiner Tochter zu einem Mann würde. Da
schrieb er einen Brief der Kaiserin, in dem befahl
er ihr, als lieb ihr Leib und Leben wäre, daß sie den
Zeiger dieses Briefes tödten hieße. Den Brief befahl
er beschlossen dem jungen Herrn an, daß er ihn der
Kaiserin einhändigte und niemand anderm. Der junge
Heinrich verstund sich darunter nichts als Gutes,
wollte die Botschaft vollenden, und kam unterwegens
in eines gelehrten Wirthes Haus; dem vertraute er
seine Tasche von Sicherheit wegen, worin der Brief
und anders Ding lagen. Der Wirth kam über den
Brief aus Fürwitz, und da wo er geschrieben fand,
daß die Kaiserin ihn tödten sollte, schrieb er: „daß
die Kaiserin dem jungen Herrn, Zeiger des Briefs,
ihre Tochter gäbe und zulegte unverzogenlich;“ den
Brief beschloß er wieder mit dem Insiegel gar säuberlich
ohne Fehl. Da nun der junge Herr der Kaiserin
den Brief zeigte, gab sie ihm die Tochter und legte
sie ihm zu. Die Mären kamen aber bald vor den
Kaiser. Da befand der Kaiser mit dem Herzogen von
Schwaben und andern Rittern und Knechten, daß der
Jüngling war von Leopolds Weib in der Mühle geboren,
von dem die Stimme geweissagt hatte, und
sprach: „nun merk’ ich wohl, daß Gottes Ordnung
niemand hintertreiben mag,“ und förderte seinen Tochtermann
zu dem Reich, Dieser König Heinrich baute
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_199.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)