Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 205.jpg

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Schüler so schändlich thäte; und über ein Jahr ließ er ihn wieder ledig. Der, ward ein Münch, fuhr mit seinem Abt hin zu Rom, ward zu Hof lieb, und zu jüngst Pabst.




485.
Der Knoblauchskönig.
Bange S. 49. 50. auch berührt im Cod. pal. 525. fol. 74b.

Pomarius S. 218.



Kaiser Heinrich IV. entbot den Sachsen, wo sie seinen Sohn zum König wähleten, wolle er nimmermehr ziehen in Sachsenland. Aber die Leute hatten keine Lust, und sprach Herzog Otto von der Weser: „ich habe je in der Welt sagen hören, von einer bösen Kuh kommt kein gut Kalb;“ und sie koren zum Gegenkönig Herzog Herrmann von Lothringen (Luxenburg), der ward vom Mainzer Bischof geweihet, und setzten ihn auf die Burg Eisleben, da der Knoblauch wächset. Die Kaiserlichen nannten ihn zum Spott Knoblauchskönig, oder König Knoblauch, und er kam nie zur Macht, sondern wurde nachher auf einer Burg erschlagen, wohin er geflohen war. Da sagte man abermals: „König Knoblauch ist todt!“


Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_205.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)