Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 376.jpg

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Junker - rief das Weib - ich wollte, der Landgraf hätte das Geld glühend auf seinem Herzen!“ Der leutselige Fürst ließ die Bäuerin ihres Weges ziehn, kehrte sich gegen sein Gesinde um, und sprach mit lachendem Munde: „schauet den wunderlichen Handel! den bösen Wunsch hab ich mit einem eigenen Geld gekauft.“




564.
In Ketten aufhängen.
Wigand hess. Chronik I. 90. 91.

Vgl. hess. Denkwürd. IV. 2 S. 477.


Landgraf Philip von Hessen mußte eine Zeitlang bei dem Kaiser gefangen sitzen; mittlerweile überschwemmte das Kriegsvolk seine Länder, und schleifte ihm alle Festungen, ausgenommen Ziegenhain. Darin lag Heinz von Lüder, hielt seinem Herrn rechte Treue, und wollte die Feste um keinen Preis übergeben, sondern lieber sich tapfer wehren. Als nun endlich der Landgraf ledig wurde, sollte er auf des Kaisers Geheiß, so bald nach Hessen zurück kehren würde, diesen hartnäckigen Heinz von Lüder unter dem Ziegenhainer Thore in Ketten aufhängen lassen, und zu dem Ende wurde ein kaiserlicher Abgeordneter als Augenzeuge mit gegeben. Philipp, nachdem er zu Ziegenhain eingetroffen, versammelte er den Hof, die Ritterschaft und des Kaisers Gesandten. Da nahm er eine güldene Kette, lies seinen Obersten daran an einer Wand, ohne ihm wehe zu thun, aufhängen,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_376.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)