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Schon in den frühesten Zeiten hat man das Schimpfen als eine besondere Gabe betrachtet. Vater Gleim singt:

„Ihr Faunen und Nymphen!
Es gab euch ein Gott
Die Gabe zu schimpfen
Und Mienen zum Spott.“

Daß diese schöne Gabe von manchen Menschen zuweilen recht cultivirt, und solchen das Schimpfen zur Gewohnheit worden ist, und zwar unter allen Ständen, daß das Schimpfen jetzt selbst fashionable ist, wie Ernst Ortlepp sagt[1], darüber wundert sich wohl Niemand mehr, der den großen Nutzen genau erwägt, welchen das Schimpfen einem Jeden gewährt oder gewähren kann. Denn

1. das Schimpfen erleichtert Jedem das Herz.

Wenn Einer von seinem Obern einen argen Druck oder schlechte Behandlung erfährt und dieses

hart fühlt, so wird es ihm weit leichter ums

  1. S. Bilder der Nacht in lyrischen Rahmen, von Ernst Ortlepp. Leipzig bei Wunder. 1837. 8. wo folgende humoristische Reflexion als Nachwort der Erzählung „das geisterhafte Mädchen“: „Geld ist Dreck. Die Menschheit ist ein Cloak. Esel sind Thiere, die sich alles gefallen lassen. Das Publikum ist ein Ochse. Schimpfen ist fashionable. Genies gibt es nicht mehr“ etc. etc. zu lesen ist.
Empfohlene Zitierweise:
F. Meinhardt: Deutsches Schimpfwörterbuch oder die Schimpfwörter der Deutschen. Buchhandlung von F. Meinhardt, 1839, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsches_Schimpfw%C3%B6rterbuch_oder_die_Schimpfw%C3%B6rter_der_Deutschen.pdf/16&oldid=- (Version vom 8.9.2022)